Schwerer Fehler
Motorräder werden immer stärker, sicherer – und schwerer. Die Waage klettert bei vielen aktuellen Bikes auf erschreckende Werte und der Fahrer kann sie beim Rangieren kaum noch von der Stelle bewegen
- Ingo Gach
Köln, 11. Oktober 2013 – Motorräder werden immer stärker, sicherer, besser ausgestattet – und schwerer. Neue Modelle ächzen mittlerweile unter der Last der Moderne, die Waage klettert bei vielen aktuellen Bikes auf erschreckende Werte und der Fahrer kann sie beim Rangieren kaum noch von der Stelle bewegen. Dass dies auch den Herstellern bewusst ist, enthüllt die geeichte Waage: Nicht selten liegen die Werksangaben im Prospekt viele Kilos unter der Wahrheit oder es wird nur das Trockengewicht ohne Benzin und Schmierstoffe veröffentlicht.
Leichtbauweise verspricht geringeren Verbrauch und mehr Fahrdynamik. Von den Motorradherstellern wird dieses Thema, außer bei den Sportmotorrädern, nicht konsequent aufgegriffen. Zwar werden bei Nachfolgemodellen an dem einen oder anderen Bauteil ein paar Gramm abgefeilt, aber das Gesamtpaket wird trotzdem nicht leichter.
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Das Bestseller-Motorrad hierzulande – und zwar mit Riesenabstand – ist eine Reiseenduro und heißt BMW R 1200 GS. Ende 2012 wurde die weiterentwickelte Version präsentiert und sollte alles besser können als ihre wahrlich nicht schlechte, aber noch luftgekühlte Vorgängerin. Kann sie auch: 15 PS mehr, noch mehr Hightech-Features und sogar Wasserkühlung (ein uralter Hut, BMW verkauft es unter der Bezeichnung „Präzisionskühlung“ als Innovation am Boxer). Aber im Vergleich zum Vorgängermodell hat sie um sechs Kilo auf deren 246 zugelegt, auch wenn BMW optimistisch nur 238 kg angibt.
Sumoringer beim Crosslaufen
Sechs Kilo mehr mag zunächst nicht dramatisch klingen, aber mit einigen Extras ausgestattet – und der BMW-Käufer ordert davon reichlich – überspringt die Boxer-Enduro locker die Fünf-Zentner-Grenze. Sie leidet unter einer Fettleibigkeit, die der Idee der Geländetauglichkeit Hohn spricht. Die just nachgeschobene R 1200 GS Adventure bringt es laut Werksangabe fahrfertig sogar auf 260 kg Eigengewicht. Das ist, als ob man einen Sumoringer zum Crosslauf schickt. Reiseenduros sollten eigentlich für das Befahren unbefestigter Strecken geeignet und, wie ihre Bezeichnung schon nahelegt, auch Gepäck für einige Tage zuladen können, ohne zu schwer zu werden. Wem aber dieses Trumm umfällt, bekommt es alleine nicht mehr ohne Weiteres in die Senkrechte.