Halbleiterbranche auf Talfahrt

Während die Umsätze der Halbleiterhersteller 2008 weltweit um mehr als fünf Prozent abgesackt sind, erwartet der ZVEI im laufenden Jahr für die Anbieter hierzulande sogar einen Einbruch um über 20 Prozent.

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Von
  • Matthias Parbel

Während die Umsätze der Halbleiterhersteller 2008 nach Angaben von iSuppli weltweit um mehr als fünf Prozent auf rund 258 Milliarden US-Dollar abgesackt sind, erwartet der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) im laufenden Jahr für die Anbieter hierzulande sogar einen Einbruch um über 20 Prozent.

Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise trafen die Hersteller erstmals im dritten Quartal 2008 und noch deutlicher in den letzten drei Monaten. Im November hatte iSuppli noch einen vergleichsweise moderaten Umsatzrückgang von zwei Prozent für das gesamte Jahr prognostiziert – tatsächlich fiel er jetzt mehr als doppelt so stark aus. Fast zwei Drittel der 25 größten Halbleiterhersteller mussten zum Teil deutlich zweistellige Umsatzeinbußen hinnehmen – primär aufgrund von rückläufigen Absatzzahlen und Preisen bei Speicher, DSPs und analogen ICs, wie Dale Ford, Senior Vice President von iSuppli, betont.

Zu den größten Verlierern im Halbleitermarkt zählen beispielsweise Hynix (minus 33,4 Prozent) und NXP (minus 29,4 Prozent). Aber auch die Nummer zwei der Branche, Samsung, büßte über 14 Prozent ein. Bei Renesas und Sony brach der Umsatz ebenfalls mehr als 12 Prozent ein – dennoch konnten beide Unternehmen ihre Marktposition halten beziehungsweise sogar gegenüber dem Vorjahr verbessern.

Einigen Spezialanbietern gelang trotz der Krise Wachstum. Qualcomm, NEC, Panasonic, Sharp, Marvell und Fujitsu erzielten "echte", organische Zuwächse zwischen 1,5 und 15,3 Prozent – wobei vor allem die japanischen Konzerne auch vom günstigeren Wechselkursverhältnis zwischen US-Dollar und Yen profitierten. Bei STMicroelectronics, Broadcom, Rohm und MediaTek hingegen sei das Umsatzplus maßgeblich von den getätigten Übernahmen geprägt, erklärte Ford.

Für den deutschen Markt in den kommenden Monaten malte heute ZVEI-Vertreter Ulrich Schaefer ein düsteres Bild. Nachdem sich bereits die Marktforscher von Gartner und IDC wenig optimistisch zur Entwicklung der Halbleiterbranche 2009 geäußert hatten, rechnet Schaefer hierzulande mit einem Rückgang um 23 Prozent auf etwas über sieben Milliarden Euro: "Wir registrieren den stärksten Einbruch in der bisherigen Geschichte des Halbleitermarktes."

Vor allem das wichtigste Branchensegment, die Automobil-Elektronik, leide massiv unter dem Absatzeinbruch in der Automobilindustrie. Schon im vergangenen Jahr hatte der Verband hierzulande ein Minus von 13,1 Prozent auf rund 9,3 Milliarden Euro registriert. Während die deutsche Infineon-Tochtergesellschaft Qimonda in ihrer Not verzweifelt nach Investoren sucht, schmieden die taiwanischen DRAM-Hersteller Allianzen, um sich gegen die Krise zu rüsten. Die Konsolidierungsprozesse werden sich nach Einschätzung von Branchenkennern fortsetzen. Denn nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit dürften die Umsätze mit Halbleitern 2009 deutlich zweistellig zurückgehen, wie ZVEI-Experte Schaefer betont. Erste Anzeichen für eine Erholung erwartet der Verband nicht vor August. (map)