Die letzte wahre Enduro
Was braucht es, damit auch Otto-Normal-Endurist durch die Sahara und über die BAB kommt? Wenig Gewicht, einen robusten Einzylinder, einen stabilen Rahmen und viel Federweg. Gibt es so etwas überhaupt noch? Ja, bei der KTM 690 R Enduro
- Ingo Gach
Köln, 9. Januar 2014 – Schon mal versucht, auf zwei Rädern mit 250 kg durch Sand zu pflügen? Das schaffen selbst erfahrene Offroad-Piloten kaum, ohne umgehend von der eigenen Reiseenduro begraben zu werden. Solche mächtigen Trümmer sind hauptsächlich für den Straßengebrauch konzipiert, schon auf harmlosen Schotterpisten gerät man schnell ins Schwitzen. Echte Geländefans greifen da lieber zu Sportenduros, die gefühlt nur wenig mehr als ein Mountainbike wiegen. Auf Asphalt wiederum sind die aber kaum zu gebrauchen, weil sie mit ihren groben Stollenreifen hilflos herumrutschen, wegen der kurzen Übersetzung nur mit viel Anlauf über Tempo 100 kommen und bei Dauervollgas auf der Autobahn den Hitzetod sterben.
Also, was braucht es, damit auch Otto-Normal-Endurist zuverlässig durch die Sahara, aber ebenso über die A3 kommt? Genau: Wenig Gewicht und einen robusten, kräftigen Einzylindermotor. Dazu noch einen stabilen Rahmen und viel Federweg. Wer vereinigt diese Eigenschaften als so ziemlich einziges Motorrad am Markt? Die KTM 690 R Enduro.
Die letzte wahre Enduro (15 Bilder)

(Bild: KTM (alle))
Bis Ende der 1990er Jahre hatten Enduristen die erfreuliche Qual der Wahl über ein ausuferndes Angebot von Geländemotorrädern, die diese Bezeichnung noch verdient hatten. Die Zeiten sind vorbei, denn was die Hersteller heute lapidar mit „Enduro“ betiteln, sind in Wirklichkeit fast nur noch Reiseenduros, die über mindestens zwei Zylinder, gewaltige Dimensionen und noch mehr Pfunde verfügen – rund fünf Zentner Kampfgewicht sind es leider fast immer.
Über zweieinhalb Jahrzehnte perfektioniert
Die KTM 690 R Enduro geht zurück auf die legendäre 600 LC4 aus dem Jahr 1987. Sie trug den ersten von KTM selbst konstruierten, wassergekühlten Einzylinder-Viertaktmotor. Zugegeben, er war damals kein Ausbund an Zuverlässigkeit, besonders das Startverhalten per Kickstarter konnte in einen Schweiß treibenden, von Flüchen begleiteten Fitnesstest ausarten. Böswillige Zeitgenossen übersetzten KTM daher gern mit „Kick Ten Minutes“. Aber im Laufe von zweieinhalb Jahrzehnten wurde der Einzylinder von den Österreichern immer weiter perfektioniert. Heute hat er nicht nur einen E-Starter, sondern ist mit 67 PS der stärkste Single am Markt (im Straßenmodell KTM Duke 690 R bringt er es gar auf 70 PS) und auch zuverlässig.
Dank eines Gewichts von 152 Kilogramm lässt sie sich fast spielerisch im Dreck bewegen, ihre Federwege von 250 mm und sensibel ansprechende WP-Federelementen stecken jedes noch so tiefe Schlagloch weg, ja verdauen sogar klaglos Sprünge über Hügel. Beim neuen Modell sind Zug- und Druckstufe getrennt einstellbar, um die Dämpfungseigenschaften noch besser auf Strecke und Gewicht anpassen zu können.