Noch ein Standard für 3D-Inhalte im Web (Update)

Die Mozilla Foundation möchte im Rahmen der etwa auch für OpenGL zuständigen Industrievereinigung Khronos (noch) einen offenen Standard für "Accelerated 3D" schaffen.

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Die für Standards wie OpenGL, OpenCL oder OpenGL ES zuständige Industrievereinigung Khronos Group hat auf einen Vorschlag der Mozilla Foundation hin eine Initiative gegründet, die einen offenen und kostenlosen Standard zur Darstellung von 3D-Inhalten in Webbrowsern erarbeiten soll. Eine Arbeitsgruppe unter Mozilla-Vorsitz soll im April die Arbeit aufnehmen und innerhalb eines Jahres eine erste Version einer "Accelerated 3D"-Spezifikation herausbringen – wie der Name andeutet, geht es darum, die Verarbeitung der aus dem Web geladenen 3D-Daten dem Grafikchip (GPU) aufzuhalsen, also nicht etwa die CPU damit zu belasten.

(Update:) Obwohl die Khronos-Pressemitteilung Canvas 3D nicht erwähnt, geht es offenbar darum, die federführend von Vladimir Vukićević entwickelte JavaScript-Bibliothek für 3D-Darstellung, für die es beispielsweise auch ein Firefox-Add-On und experimentelle Opera-Unterstützung gibt, in einen Standard zu überführen. Canvas 3D ist in diesem Sinne also kein Standard für 3D-Inhalte im Web, sondern ein Hilfsmittel, um solche Inhalte optimal auf Endgeräten darzustellen. Canvas 3D verarbeitet allerdings Collada-Objekte; dabei wiederum handelt es sich um ein ebenfalls von der Khronos Group verwaltetes XML-Schema zum Austausch von 3D-Objekten zwischen unterschiedlichen Applikationen.

Noch ist unklar, wie die kommende "Accelerated 3D"-Schnittstelle arbeiten wird. Die Arbeitsgruppe soll mehrere Ansätze untersuchen, eine der Ideen besteht darin, Attribute von OpenGL (bei Desktop-Rechnern, Net- und Notebooks) beziehungsweise OpenGL ES 2.0 (bei Handys, Smartphones oder etwa kommenden ARM-Netbooks) über ECMAScript zugänglich zu machen, also letztlich via JavaScript.

"Mit zunehmender Performance positioniert sich JavaScript als taugliche Programmiersprache für Applikationstypen, die zurzeit in C und C++ geschrieben werden", heißt es in der Khronos-Pressemitteilung dazu. Hervorgehoben wird auch das Potenzial der Verschmelzung von OpenGL- und OpenGL-ES-Funktionen für Web-Anwendungen.

Fraglich ist aber, ob ein zusätzlicher Standard für 3D-Web-Inhalte deren Verbreitung tatsächlich fördert, denn eigentlich herrscht diesbezüglich kein Standard-Mangel: Bereits 2001 hat das Web3D-Konsortium X3D als Nachfolger des noch viel älteren VRML verabschiedet, seit 2004 ist X3D ein ISO-Standard. Browser-Plug-ins für X3D beziehungsweise VRML sind ebenfalls verfügbar; manche nutzen 3D-GPUs via OpenGL oder DirectX aus.

(Update:) Die von Canvas 3D verarbeiteten Collada-Objekte lassen sich auch in X3D-Modelle konvertieren. Offenbar wird aber daran gearbeitet, Canvas 3D auch den Umgang mit X3D beizubringen.

Auch Java 3D hat schon mehr als ein Jahrzehnt auf dem Buckel, ohne dass es einen Durchbruch von 3D-Inhalten im Web gegeben hätte. Schließlich lassen sich auch mit Adobe Flash oder Microsoft Silverlight 3D-Animationen schreiben.

Möglicherweise ist die Spiele-Branche eine Triebfeder für 3D-Web-Content: Die Firma Otoy beispielsweise baut einen Supercomputer für Spiele, von denen dann nur noch die Grafik über das Web auf die (Mobil-)Geräte der Spieler übertragen wird. (ciw)