On the rocks
Bei minus 23 Grad sollte ein Golf R mit 300 PS und Allrad nahe des Polarkreises zeigen, ob er auch driften kann. Die Ausfahrt brachte eine wichtige Erkenntnis: Der letztlich limitierende Faktor ist meist nicht das Auto
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Arvidsjaur (Schweden), 23. Januar 2014 – Ein eigener Flughafen für einen Ort nahe des Polarkreises mit nur 5000 Einwohnern? Arvidsjaur lebt von den deutschen Autoherstellern, die hier unter anderem als Reisebüros fungieren: Zum Beispiel vermittelt VW Touren für Autofans, die mit dem Golf R flott über den Eissee Arvidsjaursjön schliddern wollen. Wir waren dabei.
Minus 23 Grad
Ich stehe um sieben Uhr früh auf dem Eissee. Die krachende Kälte frisst sich langsam in mich hinein, das Thermometer zeigt minus 23 Grad Celsius. Am Vortag sollen es minus 34 Grad gewesen sein. Vor mir stehen rund zwanzig Golf R mit laufendem Motor auf dem Eis. Doch der kommt erst später dran, zunächst ist der Golf GTE an der Reihe. Moment mal: GTE, nicht GTI? Richtig, man soll an den Volkssportler denken, das E steht allerdings für elektrisch. Bei Opel-Fans weckt dieses Kürzel vermutlich auch eher Erinnerungen an sportliche Autos. Der Golf GTE wird ein Plug-in-Hybrid. Obwohl das Ding bis zu 50 Kilometer weit rein elektrisch fahren kann und wir die Ersten sind, die heute in das Auto einsteigen, zeigt das Display nur 20 elektrische Reichweite an – die Kälte setzt den Batterien zu.
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Quer statt längs: Mit dem neuen VW Golf R auf dem schwedischen Arvidsjaursjön
Quer im Plug-in-Golf
Die Elektromaschine bietet mit 320 Nm genauso viel Drehmoment wie der 2.0 TDI mit 150 PS – allerdings ab der ersten Umdrehung und über einen breiten Drehzahlbereich. Beim Diesel ist die Schmauchzone nur zwischen 1750 und 3000/min klein. Die Kraft des E-Motors müssen die Spikereifen erst mal aufs Eis bringen. Zusammen mit dem 150 PS starken TFSI-Motor ergibt sich eine Systemleistung von 204 PS, sodass der Modellname zu Recht an den GTI erinnert. Und so schliddere ich schon nach wenigen Minuten mit dem Auto über das Blankeis, als säße ich in einem Rallyeauto. Aber das ist so gewollt. Schließlich hat Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg erst am Vorabend auf der Veranstaltung einen VW-Sprecher korrigiert: Auch die Hybridmodelle des Konzerns sind sportlich, meinte Hackenberg, nicht nur der Golf R! So protestiert der VW-Ingenieur auf der Rückbank mit keinem Wort gegen die ruppige Gangart. Auf meiner nur wenige Minuten dauernden Spritztour – mehr quer als längs gefahren – ich schließe schon mal Bekanntschaft mit dem Eis.