Offen wie früher

Der erste 911 Targa kam 1967 auf den Markt. Mit der aktuellen, gerade vorgestellten Neuauflage kehrt Porsche wieder zu den Anfängen dieses Konzepts zurück. Wir waren mit einem 911 Targa 4S unterwegs, der dank 400 PS auch geschlossen unterhaltsam ist

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Der Porsche 911 Targa soll Coupé- und Cabrio-Freunde zufriedenstellen.
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Von
  • rhi
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Bari (Italien), 3. April 2014 – Auf der IAA 1965 stellte Porsche den ersten 911 Targa vor. Anders als heute gab es kein Cabrio, denn das war bei der Entwicklung des ersten Elfers nicht vorgesehen. Zur Kompromisslösung wurde der nach dem „Targa Florio“-Rennen benannte 911 mit dem markanten Bügel und der anfangs herausnehmbaren Kunststoff-Heckscheibe. Bis heute hält sich das Gerücht, der 911 Targa wäre als „Sicherheitscabrio“ für den US-Markt konzipiert worden. Dagegen spricht, dass Mercedes auch in den Jahren danach den SL ganz ohne Bügel in die Staaten exportierte. Vielmehr diente die Targa-Lösung der Steifheit der Karosserie, die nicht auf eine Cabriovariante hin ausgelegt war. Erst vier Jahre nach dem Debüt des Coupés kam der 911 Targa auf den Markt, pikanterweise hatte er sich in Crashtests noch nicht als sicher genug erwiesen. Ab 1969 gab es ihn mit fester Glasheckscheibe.

Genau daran knüpft 45 Jahre später der neue Porsche 911 Targa an. Vorbei sind die Zeiten, als Targa für eine Version mit Panorama-Glasschiebedach stand. Damit das auch wirklich jedem auffällt, setzt man auf Retro-Elemente. Am markantesten ist sicherlich der Bügel hinter den Türen in Metalloptik mit Targa-Schriftzug und (funktionslosen) Kiemen. Über die Insassen spannt sich ein Stoffverdeck mit einer Dachschale und Flächenspriegeln aus Magnesium. Was das heißt, ist beim Anfassen zu spüren: Man fühlt Stoff, aber das Dachteil ist beinahe so fest wie ein Metallklappdach. In der Tat zielt man mit dem 911 Targa auch auf jene Kundschaft, die die inzwischen weit verbreiteten Blechfaltdächer bevorzugen. Baureihenleiter August Achleitner drückt es so aus: Ein „Allwetterauto mit Allwetterantrieb“. Was er meint, ist die breite Karosserie des Targa, denn es gibt ihn nur als Carrera 4 mit Allrad. Gegenüber dessen Coupéversion ist der Bügel-911er übrigens 110 Kilogramm schwerer, im Vergleich zum Cabrio sind es 40.

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Der Porsche 911 Targa soll Coupé- und Cabrio-Freunde zufriedenstellen.

Ich sinke in den bequemen Fahrersitz und betätige die Taste zur Verdecköffnung. Los geht die vollautomatische Targa-Show: Die gläserne Heckkuppel schwenkt nach hinten über das Ende des Autos hinaus, weshalb das ganze Prozedere nur im Stand möglich ist. Serienmäßige Parksensoren achten übrigens darauf, dass hinter dem Auto genug Platz ist. Dann wird das an zwei Armen befestigte Dach nach hinten bewegt. Um es über den Bügel zu bekommen, klappen dessen obere Enden nach unten weg. Zu guter Letzt wird die Mütze unter der hinteren Scheibe verstaut. Nach 19 Sekunden ist der Targa so offen wie die Münder der Zuschauer. Für die ganze Klappfix-Methode sind übrigens nur zwei Motoren zuständig, laut Porsche soll der ganze Mechanismus mindestens 160.000 Kilometer lang funktionieren.