Einstellungssache

Erstaunlich, dass es immer noch Kradfahrer gibt, die kaum mit den Zehen zum Boden reichen oder gar Bandscheibenvorfälle riskieren. Dabei ist es meist ein vermeintliches Schicksal, zu groß oder zu klein für ein bestimmtes Modell zu sein

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Einstellungssache
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Von
  • Ingo Gach
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Köln, 11. September 2014 – Stellen Sie sich vor, Sie wollten ein Auto kaufen, aber der Sitz oder das Lenkrad wären nicht einstellbar. Was würden Sie tun? Genau: Das Auto nicht kaufen und sich über den Hersteller ärgern, der keine Rücksicht auf seine Kunden nimmt. Viele Biker dagegen nehmen die Position von Sitzbank, Lenker, Fußrasten und Sitzhöhe als gegeben. Sie balancieren ihr schweres Bike an der Ampel auf den Zehen aus, spannen sich über den Tank, um die fernen Lenkergriffe zu packen oder winkeln die Beine wie bei einer Yogaübung.

Die Enttäuschung kommt für viele schon beim ersten Probesitzen: Die Sitzhöhe ist zu hoch oder zu niedrig, also verzichten man schweren Herzens auf das Objekt seiner Begierde. Besonders Frauen sind hier häufig durch geringe Körpergröße benachteiligt. Tatsächlich hat die Industrie unverständlicherweise im Laufe der letzten drei Jahrzehnte die durchschnittliche Sitzhöhe ihrer Motorräder immer weiter angehoben.

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Diese BMW F 800 GS wurde mit einem Kit von Touratech 70 mm tiefergelegt. Die stolze Besitzerin erreicht nun sicher mit den Füßen den Boden.

Eine verkrampfte Sitzhaltung ist nicht nur schnell ermüdend und auf Dauer ein Fall für den Orthopäden, sie kann sogar zu Unfällen führen, wenn die Kontrolle über das Zweirad nicht mehr gewährleistet ist. Um die passende Ergonomie zu erreichen, gibt es auf dem freien Markt unzählige Möglichkeiten, zunehmend findet sich auch im markeneigenen Zubehör bei einigen Modellen Teile zur Förderung des fahrerischen Wohlbefindens.

Dabei ist es meist einfach, die Sitzhöhe anzupassen. Für viele gängige Modelle gibt es im einschlägigen Zubehör (z. B. Kahedo) komplette auf- oder abgepolsterte Sitzbänke zu kaufen. Wenn ausgerechnet für das eigene Motorrad dort nichts zu finden ist, bringt man seine Sitzbank zum Sattler. Einige Handwerker haben sich inzwischen zu Spezialisten für Sitzbänke entwickelt (z. B. die Firma mit dem sinnvollen Namen „Alles fürn Arsch“), und optimieren die Sitzbank nicht nur in der Höhe, sondern auch in Sachen Komfort. Durch die Maßnahme können bis zu fünf Zentimeter in der jeweiligen Richtung gewonnen werden ohne negative Auswirkungen auf die Bequemlichkeit.