Der BMW C Evolution punktete eher beim Fahren als beim Nutzen

Freude am Alltag?

Irgendwann sagte jemand in einer der vielen Diskussionen über den C Evolution: "Vielleicht doch lieber BMW C1-E?" Denn die Stärke des C Evolution ist das Fahren, zulasten nüchternen Alltagsnutzens

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Der Antrieb ist toll, ohne Modifikatoren. Es macht Spaß, sich mit dem C Evolution von Ampel zu Ampel zu beamen. 7 Bilder
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Stuttgart, 24. Oktober 2014 – Vier Wochen mit dem Elektrogroßroller BMW C Evolution haben einige ungewöhnliche Wünsche entfacht. Am Ende diskutierten wir sogar wieder über das Konzept des C1-E, das BMW als Prototypen eine Weile spazierenfuhr, bevor sie den C Evolution bauten. Aber fangen wir mit dem Guten an – oder lieber gleich mit dem Besten.

Das Beste am C Evolution ist sein Antrieb. Drehgriff auf Anschlag, weg ist man von der Ampel. Gern stellt sich der Elektroeimerfahrer neben Motorradfahrer, die interessiert gucken: Oh, was ist das denn? Ein Roller mit giftgrünem Dings? Und dann hat sich der Giftgrüneimer schon an die nächste Ampel gebeamt, bevor der Motorradfahrer Getriebe, Kupplung und Drehzahl sortiert hat – alles in Stille bis auf das typische UFO-Wummern beim Beschleunigen.

Das Drehmoment stuften überraschend viele Kollegen als "gefährlich" ein, weil es so unerwartet komme. Das lasse ich mal als Gegenmeinung so stehen, teilen tu ich sie nicht. Die Drehmomentdosierung am Drehgriff ist so viel weicher und einfacher als bei einem drehmomentstarken Hubkolbenmotor, dass ich das befürchtete Szenario weder glaube noch bisher davon gehört habe: dass Anfänger sich sofort vom Händlerparkplatz in die Hecke katapultieren. Meine Ansicht bleibt: Es ist toll, dass es für A1 solche Fahrzeuge gibt. Der Roller hat immer 48 PS, obwohl er mit 15 PS Dauerleistung homologiert wurde. Irgendwann werden Staub bartelnde Gesetzeschreiber diese Lücke schließen, und bis dahin wünsche ich mir, dass jeder Hersteller sie maximal ausnutzt.

Reichweite bis Eis essen und Duke fahren

Die Reichweite langt für den Betrieb im Ballungsraum gut aus. Außer den eigenen Erfahrungen aus Stuttgart bestätigen das Gespräche mit einem Münchner Kollegen, der ebenfalls mit einem C Evolution unterwegs war. Oft schafft man 110 oder 120 km im rein innerstädtischen Verkehr, bis nichts mehr geht. Ganz am Ende kriecht das Gerät mit Reichweite 0 im Notmodus noch 5 km, bevor sich die Batterie ganz abschaltet. Selbst bei zwei Fahrten über die Umgehungsstraße um Stuttgart nach Leonberg mit 120 km/h kam ich noch über 100 km weit. Anders sieht es erst überland aus. Realistisch sind in diesem Betrieb 80 km, aber auch die nur bei sehr runder, vorsichtiger Fahrt. Bei Knallgas sind es eher 60 km. Überland zum Spaß fahren lohnt sich im C Evolution nicht. Es macht Spaß, aber eben nur sehr, sehr kurz. Wo will ich denn hinfahren? Dann lieber im Ballungsraum einmal schön Solitude fahren, dann im Keller einstöpseln und Eis auf dem Balkon essen. Oder meine Duke fahren.