Skoda Octavia G-Tec im Test

Spar-Exot

Kein Skoda Octavia lässt sich so preiswert bewegen wie der mit Erdgas. Doch hierzulande greift kaum einer zu. Die Gründe dafür sind auf den ersten Blick nicht ersichtlich, auf den zweiten schon, wobei die Verantwortlichen für die Infrastruktur und der Hersteller nicht ganz unschuldig sind

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Von
  • Martin Franz
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Haar, 23. Juli 2015 – Dieser Test begann mit einem telefonischen Hilferuf: „Herr Franz, ich darf Ihnen heute einen Octavia mit Erdgas bringen. Es gibt da aber ein Problem. Ich habe keine Tankstelle in der Nähe gefunden, die meine Tankkarte nimmt.“ Nun, da sind wir flexibler, obwohl das in diesem Fall nur begrenzt hilft. Es zeigt zudem ein Problem von Erdgas als Kraftstoffalternative auf. Für einige Störfaktoren sorgt der Hersteller freilich aber auch selbst, wie eine Ausfahrt mit dem Octavia G-Tec über vier Wochen zeigte.

Vier Kilogramm

Das Vorurteil scheint schwer verankert zu sein: Vielfahrer fahren mit einem Diesel am günstigsten. Dass mit Erdgas eine interessante Alternative bereitsteht, die noch billigeres Fahren erlaubt, wird nur von wenigen Autokäufern wahrgenommen. Von wirklich sehr wenigen: Von 3.036.773 verkauften Neuwagen hatten im vergangenen Jahr gerade einmal 8194 einen Erdgastank. Die Gründe dafür sind auf den ersten Blick kaum ersichtlich, denn ein Kilogramm Erdgas kostete im Testzeitraum rund 1,08 Euro. Das sind nur ein paar Cent weniger als Diesel, was natürlich vor allem am aktuellen Tiefflug der Spritpreise geschuldet ist. Langfristig war der Unterschied in der Vergangenheit schon deutlich größer. Dazu kommt, dass sich der Octavia G-Tec locker mit rund 4 kg/100 km fahren lässt. Die reinen Kraftstoffkosten liegen also bei rund 4,30 Euro – da kommt derzeit kein anderer Motor im Octavia auch nur ansatzweise mit. Selbst im Kurzstreckenbetrieb steigt der Erdgasverbrauch nicht über fünf Kilogramm. Interessant ist auch, dass die Diskrepanz zwischen NEFZ und realem Verbrauch beim Octavia G-Tec kleiner als bei vielen anderen Autos. Skoda verspricht im NEFZ 3,5 kg, wir kamen insgesamt auf 4,1.

Abseits der Kostenvorteile spricht auch die Umweltbilanz für Erdgas als Treibstoff. Der Ausstoß von Kohlenwasserstoffen (HC) und Kohlendioxid (CO2) sinkt deutlich, Rußpartikel gibt es so gut wie gar nicht. Da die Erdgasvariante auf dem 1.4-TSI-Benziner aufbaut, kommt noch ein großer Vorteil hinzu. Denn dieser Octavia, obwohl sparsamer gedämmt als teurere Konzernmodelle, ist verdammt leise. Der vor einem Jahr von uns gefahrene Greenline-Diesel war trotz des geringeren Resonanzraums der Limousine lauter.