„Andere tun sich leichter“

Interview mit Rheinhold Eder, Leiter des Deutschland-Vertriebs für den Elektroroller Segway.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Gordon Bolduan
Inhaltsverzeichnis

Rheinhold Eder leitet in Deutschland den Vertrieb des Elektrorollers Segway, der bislang nur in wenigen Bundesländern für den Straßeneinsatz zugelassen ist.

TR: Herr Eder, ich kann mich eigentlich an keine schlechte Schlagzeile über den Segway erinnern. Sie?

Eder: Nein. Ich auch nicht.

TR: Bis auf die mit George Bush.

Eder: Der ihn nicht eingeschaltet hatte. [lacht]

TR: Wie bitte?

Eder: Er hatte ihn nicht eingeschaltet und ist einfach über den Segway drübergelaufen. Er hatte den Lenker im Beckenbereich so schräg zu sich gelehnt, hat ihn dann zu sich nach vorne genommen und ist dann einfach drübergelaufen. Ich habe diese Bildserie gesehen und mit jemanden gesprochen, der dabei war, als die Bilder gemacht worden. In der Zeitung stand dann aber: Bush ist gefahren und gestürzt. Verkauft sich vielleicht besser, war aber nicht so. Das war wirklich das einzige Negativbeispiel, was ich jetzt kenne, was so durch die Presse gegangen ist.

TR: Dennoch läuft in Deutschland der Verkauf schleppend, was nicht überraschend ist, wenn die bundesweite Zulassung fehlt. Was macht es so schwierig, diese zu bekommen?

Eder: Die Problematik liegt einfach darin, dass der Segway eine komplett eigene Fahrzeugart ist. Wir können sie nirgends einordnen. Sie ist weder ein Fahrrad noch ein Mofa. Wir können nicht sagen, dass ist ein Fahrzeug, was in eine bestimmte Gattung gehört. Das bedeutet, wir mussten eine eigene Gattung kreieren. Wenn sie etwas zulassen wollen und es ist nirgends reguliert, dann tut sich jeder sehr schwer, weil er sich fragen muss: Wie einstufen? Was kann das sein? Was kann es?

TR: Kann man nicht einfach eine eigene Segway-Klasse definieren?

Eder: Ja, da sind wir jetzt dran. Die Verordnung, die gerade vom Bundesverkehrsministerium vorbereitet wird, die definiert eine solche Klasse, wobei sie dann nicht Segway heißt, sondern eben elektronische Mobilitätshilfe.

TR: In Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Saarland, Brandenburg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen kann man bereits jetzt schon Segways in natura bestaunen. Steckt da ihr Marketing dahinter?

Eder: Nein, ich denke eher, das ist der Erfolg einer extrem innovativen Technologie. Ein Bundesland, das wird ja immer repräsentiert von zwei drei vier Leuten, die einfach die Entscheidung fällen können. Wenn sie da einen sitzen haben, der innovativ und aufgeschlossen ist, dann haben sie ein Bundesland, wo es schnell vorwärtsgeht. Bei anderen Bundesländern, da dauert es halt etwas länger. Da wartet man halt, bis noch andere Erfahrungen gesammelt worden sind, oder bis er sich da und da bewährt hat. Dann überlegt man auch da, Segways mit einzusetzen.

TR: Wie verhalten sich denn die übrigen Bundesländer?

Eder: Wir haben jetzt gerade die Aussage von Baden-Württemberg bekommen, dass sie keine Ausnahmegenehmigung wollen, weil die bundesweite Zulassung eh so absehbar ist.

TR: Wann rechnen Sie mit einer bundesweiten Zulassung?

Eder: Wir rechnen mit Februar, März 2008.

TR: Warum dauert das so lange?

Eder: Sie haben hier ein Bündel an Gesetzen. Ich habe einen Ausdruck bekommen, was für die Ausnahmegenehmigung bedacht werden musste. Das ist unfassbar, eine DIN-A4-Seite nur mit Verweisen auf Paragraphen und Verordnungen. Selbst Straßenverkehrsrechtler, die das durcharbeiten, sagen: Wahnsinn! Das ist einfach extrem komplex.

TR: Macht das Deutschland technologie-feindlich?

Eder: Nein, aber es ist unheimlich schwierig, gerade neue Sachen oder neue Technologien auf die Straße zu bringen. Ich denke, wir haben unheimlich gute Ingenieure, und wir können so etwas auch super entwickeln, nur eben in der Umsetzung, das man das einfach akzeptiert und man sagt: O. K., wir probieren das mal, da tun sich andere europäische Länder leichter.