Winterkorn: Eines Tages könnte Software-Experte Volkswagen führen

Im rasanten digitalen Wandel müssen sich Autobauer zumindest an vielen Stellen neu erfinden, sagt der Chef des VW-Konzerns, Martin Winterkorn.

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Volkswagen

(Bild: dpa, Julian Stratenschulte)

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  • dpa

Volkswagen-Chef Martin Winterkorn sieht seine Branche mitten in einem historischen Umbruch. "Man kann hier durchaus von einer digitalen Revolution beim Automobil sprechen: Alternative Antriebe, automatisiertes Fahren, die vollständige Vernetzung des Automobils, "Big Data", neue Werkstoffe und immer effizientere Produktionsverfahren", sagte Winterkorn in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur vor dem Start der Branchenmesse IAA. Für den Konzern bedeute der rasante digitale Wandel, alles zu hinterfragen. "Wir sind dabei, Volkswagen ein Stück weit neu zu erfinden."

Vom vernetzten zum autonomen Auto

Mit Blick auf die neuen Wettbewerber wie Google und Apple sagte der 68-Jährige: "Ich freue mich auf den sportlichen Wettkampf um die beste Lösung. Aber ich bin überzeugt: Volkswagen behält seine Führungsrolle. Unser Konzern ist mit seinen 11 000 Informatikern und Daten-Analysten längst selbst zu einem der größten IT-Unternehmen des Landes geworden." Als Ingenieur sehe er den technologischen Umbruch der Branche nicht als Bedrohung, "sondern vor allem als große Chance für den Automobilstandort Deutschland". Volkswagen wolle den Wandel mit antreiben. "Mobilität in all ihren Facetten wird auch im digitalen Zeitalter unsere ureigene Domäne und Leidenschaft bleiben."

Die rasante Wende hin zur vernetzten Mobilität stelle alles auf den Prüfstand. So schloss Winterkorn einen VW-Vorstandsposten für die IT nicht aus und sagte, ein solcher Manager könnte in fernerer Zukunft den technologielastigen VW-Konzern sogar führen. "Warum denn nicht? Die beschriebene digitale Revolution beim Automobil erfordert Veränderungen im Denken und Handeln auf allen Ebenen. An die Spitze eines Unternehmens gehören immer die besten Köpfe", sagte Winterkorn.

Zudem kündigte er an, dass der seit Sommer laufende Umbau des VW-Konzerns schon bald erste Ergebnisse bringen werde. "Wir brauchen eine zentrale, starke Konzernsteuerung aus Wolfsburg heraus genauso wie die Nähe zum Kunden überall auf der Welt", sagte Winterkorn.

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Bei der schleppend anlaufenden Elektromobilität mahnte der Chef des hierzulande größten Konzerns mehr Hilfe von der Politik an. "In China, USA oder etwa Norwegen gibt es politische Unterstützung für die Elektromobilität. Jetzt braucht es auch hier die richtigen Rahmenbedingungen, damit sich die Elektromobilität beim Kunden durchsetzen kann. Statt Stückwerk bedarf es einer schlüssigen Gesamtstrategie der Politik für die künftige Entwicklung der europäischen Autoindustrie." Für die Zukunft der Branche mit ihren vielen Hunderttausend Jobs allein in Deutschland spiele die Elektromobilität eine sehr zentrale Rolle, betonte Winterkorn. (se)