Volkswagen unter Eid: Erste Anhörung im Abgasbetrug

"VW hat die Nation betrogen!"

Die Anhörung vor einem Komitee hat in den USA einen guten Ruf. GM musste öffentlich Fragen zum Zündschloss-Skandal beantworten, Toyota ihre "unintended acceleration" erklären und jetzt stand Volkswagen USA unter Eid

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Volkswagen, USA 4 Bilder
Lesezeit: 16 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Stuttgart, 13. Oktober 2015 – Am Donnerstag, den 8. Oktober 2015 fand in den USA die erste offizielle Anhörung zu VWs Abgasbetrug statt. Wir haben die Veranstaltung kurz zusammengefasst und wollen folgend in längerer Form interessante Fragen und Aussagen transkribieren. Sie finden den gesamten Mitschnitt des Hearing auf der Website von C-SPAN (Cable-Satellite Public Affairs Network), das ist ein von US-Kabelfernsehanbietern betriebener Nonprofit-Sender, der ausschließlich politische Inhalte ausstrahlt. Das Format dieser Anhörungen ist relativ offen: Jedes Mitglied des Ausschusses, der hier berät, darf in einer jeweils fix zugeteilten Zeit frei fragen oder sprechen. Es ist also auch erlaubt, zu ranten, ohne Fragen anzuklagen, was in diesem Fall auch passierte. Außer Michael Horn, CEO von Volkswagen USA, werde ich in diesem Text keine Namen nennen, sondern nur Zuordnungen zu Behörden, wo angemessen (zum Beispiel: EPA). Dies aus dem Grund, dass amerikanische Politikernamen bei uns wenig bedeuten. Sie finden alle diese Namen bei C-SPAN außer in der vollen Aufnahme auch in den verlinkten Sprungmarken mit Name und Bundesstaat. Bitte behalten Sie im Kopf, dass diese Anhörung sich natürlich beinahe ausschließlich mit der US-amerikanischen Sicht der Affäre beschäftigt. Beginnen wir bei den:

Eröffnungsreden

In den USA gibt es im politischen Diskurs mehr Redekultur, mehr Rhetorik, und entsprechend deutliche Passagen enthielten bereits die Eröffnungsreden. Es geht aber nicht allein um Rhetorik, die Politiker fühlen sich wahrscheinlich wirklich von Volkswagen betrogen, denn viele von ihnen haben Volkswagen-Autos aufgrund ihrer Umweltfreundlichkeit und Ökonomie empfohlen oder gar selbst gekauft. Daher solche Vorwürfe:

"Volkswagen hat die Nation betrogen!"

"Wir sind hier, weil Volkswagen gelogen hat."

"Das war eine grundlegende Verletzung des öffentlichen Vertrauens."

"Wir hatten vor diesem Komitee die drei weltweit größten Autohersteller. GMs Zündschlossskandal. Toyotas ungewollte Beschleunigungen. Und jetzt Volkswagen. Es scheint eine durchgängige Kultur der Täuschung in der Autoindustrie zu geben und das muss jetzt aufhören."

Eine Politikerin zählt auf, was sie alles von Volkswagen bei dieser Anhörung zu erhören erwartet (sie behält in jedem Punkt recht) und stellt schon von vornherein klar: "Ich kaufe euch das nicht ab. Das Wort dieser Firma ist keinen Pfennig wert."