Energieträger und Stromspeicher im Wettlauf

Kampf der Zellen

Trotz Hyundai FCEV und Toyota Mirai mit Brennstoffzellenantrieb und einer ambitionierten Wasserstofftankstellen-Offensive der Energiewirtschaft ist es nicht sicher, ob Personenwagen jemals in größerer Zahl mit Wasserstoff fahren werden

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Elektroautos, alternative Antriebe, Brennstoffzellenantrieb 10 Bilder
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Von
  • Rudolf Skarics
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Wien, 21. Oktober 2015 – Trotz Hyundai FCEV und Toyota Mirai mit Brennstoffzellenantrieb und einer ambitionierten Wasserstofftankstellen-Offensive der Energiewirtschaft ist es nicht sicher, ob Personenwagen jemals in größerer Zahl mit Wasserstoff fahren werden.

Es geht Schlag auf Schlag: Nach Hyundai hat nun auch Toyota mit dem Mirai sein erstes serienmäßiges Brennstoffzellenauto präsentiert. Man kommt in diesem Jahr noch auf 700 Stück, 2016 sollen 2000, im Jahr darauf 3000 produziert werden. Die Geschichte des Brennstoffzellenfahrzeugs währt nicht ganz so lang wie die des Elektroautos, aber die Grundidee reicht durchaus in Zeiten der ersten Anwendungen des elektrischen Stroms zurück. Die Brennstoffzelle wurde also im vorletzten Jahrhundert erfunden, als Antrieb für ein Auto tauchte sie zum ersten Mal 1966 in den USA auf.

Seit 50 Jahren fahren Brennstoffzellenautos

GM baute einen Van mit dem schlichten Namen Electrovan, man fuhr damit aus Sicherheitsgründen aber nur auf dem Betriebsgelände. Der ursprüngliche Sechssitzer wurde zu einem Zweisitzer mit Notsitzen, der Rest war angefüllt mit Batterien, Brennstoffzellen und Tanks, nämlich nicht nur für Wasserstoff, sondern auch für Sauerstoff, ein System, das sich schon bei der NASA in den Gemini-Kapseln bewährt hatte. In den Weltraum musste man ja den Sauerstoff für den Prozess mitführen, daher der zweite Sauerstofftank, auf der Erde kann man ihn einfach aus der Luft nehmen. Der GM Electrovan bot jedenfalls schon eine recht passable Reichweite von 120 Meilen.

Und noch ein Pionier: Karl Kordesch, Brennstoffzellenentwickler bei Union Carbide in Ohio und Chemieprofessor an der Technischen Universität Graz baute 1970 einen Austin A40 auf Brennstoffzellenantrieb um und nützte ihn einige Jahre lang im Alltag. Obwohl die Technik schon relativ weit gediehen war, wollte sich kein Interesse seitens der Fahrzeughersteller entwickeln.

Seit 25 Jahren greifbar nahe

Erst in den 1990er-Jahren wurde die Idee auf breiter Ebene aufgegriffen. General Motors und Daimler präsentierten neben anderen Herstellern um das Jahr 2000 einige Elektroautos mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb. Projekte mit Brennstoffzellenlinienbussen laufen zum Teil noch immer. Die neue Technologie funktionierte ganz gut, man war geradezu euphorisch, Opel prophezeite bei der Vorstellung eines Zafira mit Brennstoffzellenatrieb im Jahr 1998 den Durchbruch auf breiter Ebene für 2004. Immerhin: gut zehn Jahre später gibt es nun wieder berechtigten Anlass, wenigstens die Frage erneut zu stellen: Kommt die Wasserstoff-Brennstoffzelle nun tatsächlich und wann?

Ermutigende Fahreindrücke

Die ersten Fahreindrücke verliefen äußerst ermutigend. Der Hyundai-Brennstoffzellenantrieb, der in einem SUV iX35 umgesetzt wurde, hinterließ schon vor einem Jahr einen einwandfreien fertig konstruierten und erprobten Eindruck. Das Fahrgefühl war deckungsgleich mit einem Elektroauto. Der Toyota Mirai fühlte sich in völlig gewohnter Weise wie ein Prius an, abgesehen davon, dass der zeitweilige Einsatz eines Benzinmotors entfällt, kurzum Prius halt elektrisch.