Test: Opel Corsa mit dem 90-PS-Dreizylinder

Ausnahmefall

Der Opel Corsa ist dem einstigen Kleinwagen-Status längst entwachsen. Ein Test zeigt, dass er mit dem ausgezeichneten 90-PS-Dreizylinder ideal besetzt wäre. Allerdings steht dem eine eigenwillige Kalkulation von Opel entgegen

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Martin Franz
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Haar, 5. November 2015 – Die Entwicklung des durchschnittlichen deutschen Wohlstandes in den vergangenen 20 Jahren lässt sich an zahlreichen, technischen Begleitern ablesen: Ein Smartphone haben inzwischen viele, Fernseher sind groß und billig wie nie zuvor. Das gilt natürlich auch und gerade für Autos. Ein paar Tage im aktuellen Opel Corsa reichen aus, um manchen Trend in Frage zu stellen. Wir versuchen eine Annäherung mit einem 90-PS-Dreizylinder und klären dabei unter anderem, warum wir diesen ausgezeichneten Motor nicht kaufen würden und unser Durchschnittsverbrauch nicht repräsentativ ist.

Platz wie im Golf

Der Corsa E wirkt äußerlich wie ein Facelift seines seit 2006 gebauten Vorgängers. Ob das nun gut oder nicht ist, liegt sicher im Auge des Betrachters. Fakt ist, dass er ein paar Zentimeter länger wurde, was sich im Platzangebot nicht widerspiegelt, denn der Radstand blieb bis auf einen Millimeter gleich. Mit nun 4,02 m ist der aktuelle Corsa so lang wie ein VW Golf 3, in dem damals kaum einer das Raumangebot bemängelt hat. Der Opel ist vorn ausreichend luftig geschnitten, hinten fühlt es sich durch die kleinen Seitenscheiben enger an, als es ist. Durch die breite C-Säule ist auch die Rundumsicht schlecht, der Fünftürer dürfte hier mehr Ausblick bieten.

Das Cockpit wurde umfangreicher verändert als das Äußere. Ohne einen Meter gefahren zu sein zeigt sich schon an dieser Stelle ein Klassenunterschied zum Opel Karl oder – noch wesentlich eklatanter – einem VW Up: Dort wird einem an vielen Stellen täglich vor Augen geführt, in einem der günstigsten Neuwagen zu sitzen. Der Corsa wirkt viel hochwertiger und erinnert kaum noch an einen Kleinwagen. Die Materialauswahl ist in sich harmonischer als im VW Passat. Nirgendwo gibt es nebeneinander grobe Unterschiede zwischen nobel und billig. Dass der Deckel vom Handschuhfach und die Haltegriffe nicht weich zurück gleiten – geschenkt. Alles wirkt ordentlich zusammengesetzt und so solide, dass man dem Corsa ein jahrelanges Dasein ohne nervendes Verkleidungskonzert zutraut.