Die neue BMW G 310 R

Bayerisch für Anfänger

Offenbar hat BMW der Markt in Asien und Lateinamerika nachdenklich gemacht, denn hier werden jährlich Millionen von Motorrädern mit kleinen Hubräumen verkauft. Denn nun gab man die "Premium-Hubraum"-Doktrin auf und baut die G 310 R. Entwickelt wurde sie in München, gebaut wird sie in Bangalore

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  • iga
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München, 13. November 2015 – BMW wird keine Motorräder unter 650 Kubikzentimeter bauen! Kleine Hubräume passen nicht zum Anspruch als Premiummarke! So tönte es noch vor wenigen Jahren aus München. Abgesehen von einem kurzen Ausflug in die Welt der Sportenduros in Gestalt der leider viel zu früh dahingeschiedenen G 450 X hat sich der bayerische Konzern auch daran gehalten, bis jetzt die 300er G 310 R enthüllt wurde. Tatsächlich hat es seit der R 45, die bereits vor dreißig Jahren eingestellt wurde, oder der bis 1966 gebauten R 27 keine so kleinen Hubräume bei BMW mehr gegeben.

Warum also jetzt der Sinneswandel? BMW sieht den riesigen Markt der Schwellenländer in Asien und Lateinamerika, wo jährlich Millionen von Motorrädern mit kleinen Hubräumen verkauft werden. Die G 310 R ist ein Joint-venture-Projekt mit dem indischen Hersteller TVS Motor Company, dem drittgrößten Hersteller auf dem Subkontinent, der pro Jahr 2,5 Millionen Motorräder baut. Entwickelt wurde die G 310 R bei BMW in München, gebaut wird sie in Bangalore. BMW betont, dass dort ein eigener Fertigungsbereich für sie eingerichtet wurde und die Maschinen unter denselben strengen Qualitätsrichtlinien wie im BMW-Werk Berlin-Spandau gefertigt würden.

Den Weg ist bereits vor Jahren KTM gegangen, als sie mit dem indischen Bajaj-Konzern – inzwischen Großaktionär der österreichischen Marke – die kleinen Dukes als Gemeinschaftsprojekt in Angriff nahmen. Die KTM 125 Duke ist heute der Bestseller unter den Leichtkrafträdern hierzulande, die 390 Duke liegt auf Platz zwölf der deutschen Zulassungsstatistik und ist weltweit ein Verkaufserfolg.

Verjüngungskur

Dorthin möchte BMW mit der G 310 R. Auf dem deutschen Markt bildet sie das Einsteigerbike aus München und muss sich in dem stetig wachsenden Segment der „kleinen“ Motorräder bewähren, das Führerscheinbesitzer der Klasse A2 (bis 35 kW/48 PS) für sich gewinnen will. Nicht nur KTM, sondern auch Honda, Kawasaki und Yamaha bieten mittlerweile etliche schicke Maschinen mit rund 300 Kubikzentimeter als Naked Bike oder Sportler mit Vollverkleidung an. Sie sind nicht auf 48 PS gedrosselt und wiegen auch keine fünf Zentner, was es Anfängern erheblich erleichtert, erste Erfahrungen auf dem Motorrad zu sammeln. Die G 310 R soll junge Käufer ansprechen, was BMW dringend nötig hat, denn der Durchschnittskäufer der bayerischen Marke ist inzwischen über fünfzig. Auch wenn BMW Motorrad von einem Rekordjahr zum nächsten eilt, darf sich der Konzern nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sonst rücken irgendwann keine jüngeren Kunden mehr nach.