Blechmusik
Wer den LML Roller das erste Mal sieht, tippt spontan auf eine klassische Vespa PX, wie sie von 1977 bis 1995 gebaut wurde. Mit der Vermutung liegt der Betrachter auch nicht ganz falsch, denn tatsächlich entstand der LML mittels der originalen Piaggio-Werkzeuge. Nur eben nicht in bella Italia, sondern in Indien
- Ingo Gach
Krems/Köln, 19. November 2015 – Blech ist wieder angesagt. Nachdem viele Jahre die Roller für die Jugend gar nicht plastikhaft und poppig genug sein konnten, während die ältere Generation riesige Maxi-Scooter mit Sofa-Sitzen bevorzugten, hält der Blechroller nun wieder Einzug. Vorneweg natürlich die Vespa. Aber vom indischen Subkontinent droht Konkurrenz. Wer den LML Roller das erste Mal sieht, tippt spontan auf eine klassische Vespa PX, wie sie von 1977 bis 1995 gebaut wurde: Klassische Rundungen, glatte Fläche, Rundscheinwerfer, dick gepolstertes Sitzkissen. Mit der Vermutung liegt der Betrachter auch nicht ganz falsch, denn tatsächlich entstand der LML mittels der originalen Piaggio-Werkzeuge. Nur eben nicht in bella Italia, sondern in Indien.
1982 ging LML eine Kooperation mit Piaggio ein und baut seitdem die Vespa in Lizenz. Auch wenn die Zusammenarbeit 1999 beendet wurde, dürfen die Inder immer noch die LML Star 125 als Zwei- und als Viertakter sowie die Star 200 produzieren. Als Antrieb dient ein luftgekühlter Motor mit Viergang-Schaltung oder Automatik. Um die zunehmend strengeren Abgasnormen einzuhalten, trainierte LML zusammen mit einem österreichischen Entwicklungsspezialisten den Motoren mehr Sauberkeit an.
Blechmusik (13 Bilder)
(Bild: Hersteller (alle))
Noch mit Drehgriff-Handschaltung
Tatsächlich ist der LML Star 125 2T einer von nur zwei luftgekühlten Zweitaktrollern in Europa, die wie ersten Vespas über eine Drehgriff-Handschaltung verfügen. Wie nostalgisch! Tatsächlich kommt man sich beim Aufsitzen um mindestens drei Jahrzehnte zurückkatapultiert vor. Der Scooter ist kinderleicht zu beherrschen, niemand erschrickt vor den 6,7 PS. Stattdessen macht es einen Heidenspaß, mit dem 109 kg wiegenden Roller durch das Verkehrsgewühl der Innenstadt zu wuseln. Parkplatzprobleme kennt der LML-Treiber nicht. Außerdem verbessern sich seine sozialen Kontakt sprunghaft. Kaum ein Tag, an dem man nicht auf die schöne alte Vespa angesprochen wird. „Vespa? Nein, das ist ein ... ach, geschenkt!“
Wer es etwas gediegener mag, greift zum Viertakter. Der Motor des 125 4T verfügt über denselben Hubraum, hat aber etwas mehr Schmackes untenrum, maximal sind es acht PS. Er ist auch leiser, dafür ist der Sound nicht so authentisch wie beim Zweitakter. Andererseits braucht der 4T natürlich kein Gemisch im Tank und ist genügsamer, deshalb beträgt das Volumen auch nur 5,5 statt acht Liter.