CES 2016: VW will elektrisch in die Zukunft

Die Klage der US-Regierung gegen den Volkswagenkonzern wirft auch einen Schatten auf die Eröffnungsveranstaltung der CES, auf der der neue VW-Markenvorstand Herbert Diess einen E-Bulli und einen neuen E-Golf zeigt.

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E-Bulli

(Bild: heise online/vbr)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Volker Briegleb

Volkswagen will auf der CES einen Blick in die Zukunft wagen, kann der Gegenwart aber nicht entkommen: Der Abgas-Skandal, der den Konzern seit Monaten schwer belastet, hat hier in den USA seinen Anfang genommen. Der neue Markenvorstand Herbert Diess ist nach Las Vegas gekommen, um vor 2300 Gästen zwei neue Elektrofahrzeuge vorzustellen. Es ist der erste Auftritt eines VW-Vorstands in den USA seit dem Skandal. "Die aktuellen Schwierigkeiten mit unseren Dieselmotoren sind nichts, worauf man stolz sein könnte", sagte Diess am Dienstagabend und versprach, hart an einer Lösung für das Abgasproblem zu arbeiten. "Wir sorgen dafür, das so etwas bei Volkswagen nie wieder passiert."

Die zwei Fahrzeuge, die Diess zum Auftakt der CES vorstellt, sollen das Neue Volkswagen repräsentieren. Diess zählt auf, was das bedeutet: Elektroantrieb, Konnektivität, automatisches Fahren. All das verkörpert die Konzeptstudie Budd-E, ein kleiner Elektro-Van, der nicht nur mit dem Kosenamen an einen VW-Klassiker erinnert: Auch beim Design hat sich der Hersteller vom beliebten Bulli der 1960er Jahre inspirieren lassen. Ob dem Budd-E ein ähnlich langes Leben wie dem legendären Vorbild gegönnt sein wird, bleibt abzuwarten: Bis der alte Slogan "Er läuft und läuft und läuft" auch für Elektrofahrzeuge gilt, müssen die Ingenieure nicht nur bei VW noch ein bisschen tüfteln.

VW Keynote CES 2016 (11 Bilder)

Für den Budd-E verspricht VW dank eines neuen Elektroantriebs eine Reichweite von immerhin 533 Kilometern. Geht dem Budd-E der Saft aus, reicht eine halbe Stunde, um die Kapazität wieder auf 80 Prozent zu bringen. Die Akkus des Kleinbusses sind flach im Fahrzeugboden verteilt, sodass die Designer bei der Innenraumgestaltung freie Bahn hatten. Auch außen haben sie sich Freiheiten genommen: Griffe sucht man vergeblich, der Budd-E öffnet auf Geste oder Sprachbefehl seine Türen. Im Cockpit finden sich große HD-Displays. Noch ist der Budd-E eine Studie, doch könnten solche Autos in zehn Jahren auf der Straße sein, meint Diess.

Nicht ganz so lange muss man auf die zweite Neuvorstellung des Abends warten. Auf der CES 2015 hatte VW den Konzept-Golf R Touch gezeigt. Ein Jahr später hat der Konzern den e-Golf Touch auf der Bühne, dessen neues Bedien- und Anzeigekonzept im Laufe des Jahres in Serie gehen soll. Neben der Sprach- und Gestensteuerung hat VW auch seinen modularen Infotainment-Baukasten (MIB) weiter entwickelt, der mit einem 9,2 Zoll großen Display zum Einsatz kommt. Entwicklungschef Volkmar Tanneberger nennt den e-Golf Touch ein "Smartphone auf Rädern". Ein Smartphone ohne Räder kann man in dem Auto auch kabellos aufladen.

Der Abend endet, wie er begonnen hat: Mit einer Entschuldigung des VW-Vorstands und der Versicherung, dass der Konzern alles tut, um das Diesel-Problem auch auch für US-Kunden schnell aus der Welt zu schaffen. In den USA, wo strengere Grenzwerte gelten als in der EU, ist der Druck auf den Konzern zuletzt wieder gestiegen: Kurz vor der CES hatte die US-Regierung Klage gegen VW eingereicht.

Hinweis: Volkswagen hat die Reisekosten des Autors zur CES übernommen. (vbr)