Harley-Davidson Softail Slim S

Mistkäfer

Das Grün der Harley Slim S wirkt martialisch. Es ist aber nicht das der Harleys, die in Europa Wehrdienst leisteten, sondern der goldgrünliche Metallicton, in dem die meisten Mistkäfer (Geotrupes egeriei) unterwegs sind. Der Rest ist schwarz, Chrom fehlt

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Zweirad 12 Bilder
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  • iga
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Milwaukee/Köln, 15. Januar 2015 – Die Frage nach dem „warum?“ kann Harley-Davidson nicht wirklich schlüssig erklären. Tank, Front- und Heckfender der neuen Softail Slim S sind grün lackiert und auf dem Spritbehälter prangt ein riesiger weißer Stern, ganz ähnlich wie auf den Harley Davidson Liberator WL 750, die von der U.S. Army in den 40er-Jahren zur Befreiung Europas geschickt worden waren. Das Grün ist aber nicht das der Harleys, die in Europa Wehrdienst leisteten, sondern der goldgrünliche Metallicton, in dem die meisten Mistkäfer (Geotrupes egeriei) unterwegs sind. Der Rest ist schwarz, das sonst bei der amerikanischen Marke so beliebte Chrom sucht man fast vergeblich.

Harley hat zwar in beiden Weltkriegen die Army mit Motorrädern beliefert, aber im letzten halben Jahrhundert verzichtete das Militär lieber auf schwere Chopper für seine Soldaten. Der Werbetext zur Softail Slim S trägt auch nicht wirklich zur Aufklärung bei: „Sie sehen mehr als ein paar rührselige Versuche, Nostalgie hervorzurufen. Sie suchen nach einem Stil, der die Macht hat, die Zeit herauszufordern. Ehrlich. Schnörkellos. Einer, der der herrschenden Mode trotzt.“ Ah, ja ...

Die Softail-Baureihe kann sich dagegen schon ziemlich lange halten. Es ist der erfolgreiche Versuch von Harley-Davidson, einen Starrahmen vorzutäuschen, indem die beiden Federbeine der Dreiecksschwinge geschickt unter dem Rahmen versteckt werden und von außen tatsächlich nicht zu sehen sind. Allerdings erweisen sie sich in der Softail Slim S als knochenhart, viel mehr Komfort als ein Starrahmen bieten sie auch nicht. Man bekommt eine Ahnung vom Fahren in früheren Zeiten, als die einzige Federung die des Sattels war.

Ein Motor wie eine Naturgewalt

Die neue Slim S entspricht weitestgehend der bereits bekannten Slim, bekam aber statt des Twin Cam 103B- den Twin Cam 110B-Motor spendiert, der bislang den sündhaft teuren CVO-Modellen vorbehalten war. Wer mit der Typisierung der Harley-Davidson-Modelle nicht so vertraut sein sollte: Die „Custom Vehicle Operations“ ist die hauseigene Veredelungs-Abteilung, die jedes Jahr ein limitiertes Kontingent an Fahrzeugen pimpt, dafür unfassbar viel Geld verlangt und das dennoch innerhalb kürzester Zeit ausverkauft ist.