DIN-Normen für Paketkästen - nur ein Papiertiger?

Das Paketgeschäft boomt dank Online-Handel. Mit Paketkästen ist die Post schon länger am Markt, die Wettbewerber ziehen nach. Jetzt sollen DIN-Normen für die Boxen her - das freut Verbraucher.

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DIN-Normen für Paketkästen - nur ein Papiertiger?

Der Paketkasten von DHL soll tabu für die Konkurrenz bleiben.

(Bild: DHL)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter Lessmann
  • dpa
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Keiner zu Hause – Pech gehabt! Das lang erwartete Paket landet beim Nachbarn, der nicht erreichbar ist, in der Postfiliale, die schon geschlossen hat oder es wird am nächsten Tag erneut zugestellt – wenn wieder keiner daheim ist. Für Empfänger und Paketdienstleister sind erfolglose Zustellversuche ein Ärgernis erster Güte: Kostspielig und frustrierend. Die Paketdienstleister arbeiten seit Jahren auf allen Ebenen an verschiedenen Lösungen – der Paketkasten steht im Zentrum.

Während der Branchenprimus Post DHL mit der Box schon seit zwei Jahren am Markt aktiv ist, stehen die Wettbewerber in den nächsten Monaten vor der Einführung. Doch die Systeme der Boxen sind unterschiedlich. Während der Paketkasten der Post für Wettbewerber verschlossen bleibt, arbeiten letztere mit einem offenen System, das den Namen Parcellock trägt. Es soll allen Anbietern zugänglich sein - auch für den Pizzaboten oder lokale Gemüselieferanten.

Doch die Optionen der Zustellung werden vor allem für die Nutzer immer unübersichtlicher: Es gibt nicht nur Paketboxen vor Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern, sondern demnächst auch die Zustellung vor der Wohnungstür in einen so genannten Paketbutler – und in wenigen Jahren wahrscheinlich auch in den Autokofferraum.

Der Paketbutler von DHL, Zalando und der deutschen Telekom (5 Bilder)

Der Paketbutler soll als faltbare Box daherkommen, die man bis zum Einsatz in der Wohnung aufbewahren kann.
(Bild: Deutsche Telekom)

Und die Frage heißt immer wieder: Wer darf die Übergabepunkte nutzen, wer bleibt außen vor? Viele Details sind zu klären - es geht um Haftungs- und Sicherheitsfragen, um Qualität und Datenschutz sowie um Verantwortlichkeiten und um Versicherungsfragen. Um Licht in den Wirrwarr zu bringen, hat sich auf Initiative der Wettbewerber nun das Deutsche Institut für Normung in die Diskussion um den Aufbau eines einheitlichen Systems eingeschaltet.

"Es erscheint unsinnig, wenn man sich drei, vier Paketboxen vor die Haustür stellt", sagt Reimer Hinzpeter vom Beratungsunternehmen Feldsechs Service, das mit der Deutschen Telekom in wenigen Wochen den Paketbutler, eine mobile und digitalisierte Paketbox an der Wohnungstür, auf den Markt bringen wird. Hinzpeter sitzt im Arbeitskreis des DIN, der sich den Aufbau eines nutzeroffenen Übergabesystems zum Ziel gesetzt hat.

Die Marktempfangsboxen differenzierten sich derzeit immer stärker, deshalb müsse – auch aus Verbrauchersicht – eine einheitliche Norm für eine offene Zustelllösung geschaffen werden. Es sei gelungen, betont Hinzpeter, zum ersten Mal alle großen Mitspieler wie DHL, DPD und TNT sowie Paketkastenhersteller und Verbraucherschützer an einen Tisch zu bringen, was keineswegs als selbstverständlich gilt.

Der Sprecher des Arbeitskreises, Martin Jaeppche von TNT, umschreibt die Herausforderungen so: "Es gibt unterschiedliche Systeme, die bereits funktionierten und andere, die noch entwickelt werden". Auf der DIN-Plattform soll nun ein Standard erarbeitet werden, der für die Dienstleister Leitplanken aufstellt. Diese Normen sind aber nicht Gesetz, sondern haben freiwilligen Charakter, ergänzt eine Sprecherin des Instituts für Normung.

Ob sich eine Lösung angesichts unterschiedlicher Interessenlagen schnell umsetzen lässt, ist die Frage. Der Marktführer Deutsche Post DHL zeigt sich jedenfalls gesprächsbereit. Aus Sicht des Unternehmens sei es wichtig, dass Lösungen für offene Zugangssystems nicht nur sicher und fehlerfrei funktionierten, sondern auch den Datenschutzrichtlinien entsprächen, sagt ein Konzernsprecher.

Dabei zeigt der PaketButler, dass DHL durchaus bereit ist, auch in offene Systeme zu liefern, wenn die Anforderungen erfüllt werden. Doch der DHL-Paketkasten bleibt für andere Zusteller tabu: "Wir werden uns den Wettbewerbsvorteil nicht nehmen lassen", macht der Sprecher unmissverständlich klar. (axk)