Autohersteller tüfteln an Elektro-Lkw

Die Leistungsfähigkeit von Akkus setzt bereits Grenzen, wenn es um Elektroantriebe von Autos geht. Für Lastwagen galten sie bislang als gänzlich ungeeignet. Das könnte sich ändern.

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Elektro-Lkw

(Bild: daimler.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Annika Grah
  • dpa

"Paris funktioniert auch ohne Autos", mit dieser Kampfansage hat Bürgermeisterin Anne Hidalgo im Herbst die französische Hauptstadt für einen Sonntag zur autofreien Zone erklärt. Angesichts der Debatte über Abgase und Feinstaub könnten Einfuhrverbote für Dieselfahrzeuge, wie sie in Paris diskutiert werden, auch Nutzfahrzeuge treffen. Viele Hersteller tüftelten deshalb an Ideen, wie auch Lastwagen und Transporter elektrisch fahren können, berichtet NordLB-Analyst Frank Schwope. Elektromobilität könne die Abgaswerte im innerstädtischen Verkehr durchaus entlasten.

Wer bislang einen Elektro-Brummi kaufen will, lässt häufig umrüsten, zum Beispiel von der Firma Orten in Bernkastel-Kues an der Mosel. Elektrofahrzeuge Stuttgart (EFA-S) in Baden-Württemberg ist auf E-Antriebe für Transporter spezialisiert und beliefert etwa den Paketdienst UPS.

Post wird zum Autohersteller

Die Deutsche Post lässt künftig einen selbst entwickelten Elektro-Transporter "Streetscooter" in Serie produzieren. Nach und nach will das Unternehmen bis zu 30.000 Fahrzeuge ersetzen. Streetscooter war 2010 als Startup-Unternehmen gegründet und von der Post gekauft worden.

Elektro-Lkw (4 Bilder)

Die Deutsche Post will 2016 rund 2000 Elektro-Zustellfahrzeuge produzieren.
(Bild: Deutsche Post)

Aber auch die großen Nutzfahrzeughersteller forschen an Möglichkeiten, wie sie Elektroantriebe einsetzen können. Der zum Volkswagen-Konzern gehörende Lkw-Hersteller MAN will auf der Branchenschau IAA im Herbst Technik für die Elektromobilität zeigen. Andere sind weiter:

Daimler etwa stattet den kleinen Lastwagen seiner Marke Fuso Canter in einer Kleinserie mit Elektromotoren aus. Bei einem Testlauf in Portugal waren die Fahrzeuge im Schnitt 50 Kilometer pro Tag unterwegs. Die Akkus hätten aber auch für Reichweiten von bis zu 109 Kilometern gereicht. Der Test soll nun in Stuttgart fortgesetzt werden. Am Montag werden Fahrzeuge an die Stadt Stuttgart und Hermes übergeben. Der Leichtlastwagen ist auf Größen von bis zu 6 Tonnen ausgelegt.

Renault Trucks versucht es bereits eine Nummer größer: Der französische Lkw-Hersteller, der zur Volvo-Gruppe gehört, hat ein 16 Tonnen schweres Versuchsfahrzeug an den französischen Kosmetikkonzern Guerlain und die französische Post geliefert. Für Guerlain legt er täglich mehr als 200 Kilometer zurück, muss über einen Einsatzzyklus von 24 Stunden aber mehrmals aufgeladen werden. "Die Strecke wurde so ausgelegt, dass er tagsüber zwei Teilladungen und eine komplette Ladung zwischen 19 Uhr und 2 Uhr morgens durchführen kann", erklärte eine Sprecherin.

Einen 4,5-Tonner mit E-Antrieb verkauft Renault bereits – wenn auch nicht in Deutschland. "Die Nachfrage ist immer noch auf einem niedrigen Niveau, da elektrische Fahrzeuge immer noch eine erhebliche Investition für die Kunden darstellen", sagt die Sprecherin. Die 16-Tonnen-Lastwagen soll 2020 für die Kunden rentabel sein.

Für längere Strecken außerhalb von Städten reichen Akkukapazität und Kraftmoment bislang nicht aus, meint Analyst Schwope. An die Elektrifizierung großer Lastwagen auf Fernstrecken hat sich der Elektrokonzern Siemens in Zusammenarbeit mit den Herstellern Volvo und Scania gewagt. Die Elektro-Lkw mit Stromabnehmern können aber nur auf Strecken fahren, die mit Oberleitungen ausgestattet sind. Siemens hat dafür eine Teststrecke in der Uckermark aufgebaut.

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(anw)