90 Jahre Ducati

Rot aus Not

Gestartet ist Ducati 1926 als Elektrikfirma. Ihr erstes Krad entstand im Zeichen des Nachkriegs-Beförderungsnotstands. Heute ist Ducati mit einer breiten Motorradpalette erfolgreich. Ihren Kultstatus hat sie einfallsreicher Technik und den unzähligen Siegen der rot lackierten Bikes im Rennsport zu verdanken

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  • iga
Inhaltsverzeichnis

Köln, 18. April 2016 – Am Anfang stand bei Ducati die Elektrik. Eigentlich verwunderlich, dass die Marke nie Elektro-Motorräder baute. Ducati ist nach 90 Jahren mit einer breit gefächerten Modellpalette erfolgreicher denn je. Ihren Kultstatus haben sie aber vor allem den unzähligen Siegen der rot lackierten Bikes im Rennsport zu verdanken.

Die drei Brüder Adriano, Bruno und Marcello Ducati gründeten 1926 die „Società Scientifica Radio Brevetti Ducati“ in ihrer Heimatstadt Bologna als sie zusammen noch keine 50 Jahre zählten. Alle drei waren von der aufkommenden Funkwissenschaft begeistert und dem Physikstudent Adriano Ducati war es 1924 gelungen, als erster Italiener mittels eines selbst gebauten Geräts eine Funkverbindung nach Amerika aufzubauen. Die Ducatis fertigten zunächst Kondensatoren und Komponenten für Radios, später entwickelten sie auch Produkte im Bereich der Optik und Mechanik. So stellten sie Linsen für Fotoapparate, Elektrorasierer und Registrierkassen her. 1935 legten sie den Grundstein für eine neue Fabrik im Bologneser Stadtteil Borgo Panigale, wo bald über tausend Angestellte arbeiteten.

Motorradbau aus Not

Noch deutete nichts daraufhin, dass Ducati einmal Motorräder bauen würde. Doch dann kam der Zweite Weltkrieg und ihre Fabrik wurde von Bomben zerstört. Die Ducatis standen wortwörtlich vor den Trümmern ihrer Existenz und dennoch wollten sie nicht aufgeben. Italien brauchte nach dem Krieg billige Transportmittel, und so entschlossen sie sich, ein Motorrad zu bauen. Die Cucciolo („Welpe”) wurde von einem 48-Kubikzentimeter-Viertaktmotor angetrieben, der ursprünglich von der Firma Siata in Turin entwickelt worden war und ein PS leistete. Die Cucciolo glich mehr einem Fahrrad, erwies sich aber rasch als Verkaufsschlager, dank des niedrigen Preises und des geringen Verbrauchs, sie schaffte unter günstigen Bedingungen 100 Kilometer mit nur einem Liter Benzin.

Schon im ersten Produktionsjahr 1946 verließen über 15.000 Cucciolos das wieder aufgebaute Werk, bis 1950 stieg die Stückzahl auf 200.000. Dennoch mussten die Brüder Ducati 1948 aufgrund finanzieller Probleme ihre Firma in staatliche Hand übergeben. Adriano Ducati zog nach Kalifornien, wo er zusammen mit Wernher von Braun an der Weltraummission arbeitete, welche die ersten Menschen auf den Mond schickte. Marcello Ducati siedelte nach Turin über, wo er automatische Rolltore produzierte und sein Bruder Bruno wanderte zwar in dieselbe Stadt aus, betätigte sich aber im Immobiliengeschäft.

Ducati konnte auch Auto

Was viele nicht wissen, ist, dass Ducati auch im Automobilbau tätig war. Schon 1946 entstand mit dem DU4 ein Zweisitzer mit einem 250-Kubikzentimeter-Motor und Viergang-Getriebe. Der Motor war ein 90-Grad-V2 und das Auto wurde von einem Gitterrohrrahmen getragen – beides Merkmale, die später auch die Ducati-Motorräder auszeichnen sollten. Der DU4 kam wegen Geldmangel nie über ein Prototypen-Stadium hinaus.