Noch ein RĂĽcktritt bei Lernout & Hauspie

Auch Roel Pieper gibt seinen Posten als Präsident beim krisengeschüttelten Sprachenspezialist Lernout & Hauspie auf.

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Nur zwei Tage nachdem John Duerden als Chef geschasst und durch Philippe Bodson ersetzt wurde, verlässt Roel Pieper seinen Präsidenten-Posten bei Lernout & Hauspie. Nach dem Grund seines Ausstiegs befragt, gab Pieper an, er wolle dem neuen Chef Bodson völlig freie Hand bei der Gründung eines neuen Managementteams lassen. Zudem wolle er sich verstärkt seinen privaten Investitionen und Ausbildungsaktivitäten widmen.

Roel Pieper, in den Niederlanden geborener ehemaliger Chef von Tandem, galt als Ruhepol im krisengeschüttelten Spezialisten für Spracherkennungssysteme und versuchte sich als Vermittler zwischen Aufklärer Duerden und der "alten Garde" um den L&H-Mitgründer Jo Lernout. Bei der Abwahl von Duerden soll er sich denn auch enthalten haben. Mit seinem Rücktritt entziehe sich Pieper den Spannungen beim Kampf um die Macht im Unternehmen, schreibt das Wall Street Journal.

Die Fraktion um Jo Lernout dürfte mit Piepers Ausstieg weiter an Einfluss gewinnen. Jo Lernout, der für seine Rolle im L&H-Finanzskandal bis dato rechtlich nicht belangt wurde, hat offenbar auch firmenintern keinen schlechten Stand. Und das, obwohl er als ehemaliger Firmenchef zu denjenigen zählt, die Einblick in sämtliche Unternehmensaktivitäten hatten oder zumindest hätten haben können. Interne Untersuchungen bei L&H über Betrugsvorwürfe ließen auch Lernout in schlechtem Licht dastehen.

Branchenprimus Microsoft, der mit fĂĽnf Prozent an L&H beteiligt ist, scheint von den Belgiern etwas auf Abstand zu gehen: Wie jetzt bekannt wurde, hat der ehemalige Chairman bei Microsoft Europe, Bernard Vergnes, bereits vorletzte Woche seinen Sitz im Board of Directors von L&H aufgegeben.

Ein anderes Unternehmen bekundete dagegen laut Wall Street Journal neues Interesse an dem belgischen Unternehmen: DaimlerChrysler will möglicherweise die Spracherkennungssparte von L&H für 250 Millionen US-Dollar übernehmen und für die Sprachsteuerung in seinen Autos nutzen. Neben dem L&H-eigenen System VoiceXpress gehört zu diesem Bereich auch die erst im letzten Jahr unter das L&H-Dach geholte Diktiersoftware NaturallySpeaking der vormals eigenständigen Firma Dragon Systems. (uk)