Prämie für E-Autos: Begeisterung und Kritik

Strom aufwärts?

Die von der Bundesregierung beschlossene Prämie für Autos mit Elektro- und Hyridantrieb hat die zu erwartenden Befürworter gefunden. Kritik an dieser Förderung kommt dagegen von Umweltverbänden und Verbraucherzentralen

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Elektroautos, Hybridantrieb, alternative Antriebe 5 Bilder
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Von
  • Martin Franz
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Berlin, 4. Mai 2017 – Wenn der Staat mit Subventionen lockt, scheinen selbst überzeugte Anhänger des freien Wettbewerbs ihre Bedenken hinten an zu stellen. Autolobby, Autokonzerne, Betriebsräte – die Vertreter der mächtigen Industrie jubelten fast unisono, als der Bund in der vergangenen Woche nach monatelangen Verhandlungen die umstrittene Kaufprämie von 4000 Euro für Elektro- und 3000 Euro für Hybridwagen beschloss. Direkte Zuschüsse – getragen zur Hälfte vom Steuerzahler und von den E-Auto-Anbietern – sollen ab diesem Mai die Nachfrage anschieben. Aber noch sind längst nicht alle Unternehmen mit dabei.

Wild auf öffentliche Gelder

Beim Autoverband VDA nimmt man den Deal mit Genugtuung zur Kenntnis. „Bei der Entwicklung zum Leitmarkt muss Deutschland noch aufholen“, sagt Chef und Ex-Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann über die E-Mobilität. „Deswegen sollten die Maßnahmen rasch umgesetzt werden.“ Die Branche, die bei ihrer international besonders konkurrenzfähigen Oberklasse sonst auf offene Märkte setzt, ist beim Thema E-Mobilität ganz wild auf öffentliche Gelder. Ein Grund: Deutschland fährt hier hinterher. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Staaten wie China oder Norwegen E-Fahrzeuge schon seit langem mit üppigen Anreizen fördern.

Hierzulande dürften nun vor allem Massenanbieter wie VW oder Renault Profiteure sein, zum Teil auch BMW und Daimler. Denn die Prämien sollen nur für Modelle mit einem Basis-Listenpreis von maximal 60.000 Euro gelten. Ein E-Golf etwa kostet in der Grundversion knapp 35.000 Euro, der BMW i3 liegt in einer ähnlichen Größenordnung. So lobten VW-Chef Matthias Müller und BMW-Lenker Harald Krüger den Beschluss einhellig. Selbst abzüglich der Kaufprämie bleiben oft immer noch stolze Preise für „Otto Normalverdiener“. Es gibt jedoch auch günstigere E-Autos. Der Renault Zoe ist ohne Förderung derzeit ab 21.500 Euro zu haben, dazu kommt allerdings noch eine monatliche Miete für den Akku. Leer ausgehen werden wegen der 60.000-Euro-Grenze Käufer teurerer Modelle wie BMW i8 oder Porsche Cayenne E-Hybrid.

Opel: Ampera-e kommt

Und was sagen diejenigen Hersteller, die das Paket nicht zusammen mit der großen Koalition aushandeln durften? Opel sieht große Chancen: „Die Bundesregierung hat eine Weichenstellung vorgenommen, die wir mittragen und begrüßen.“ 2017 will Opel ein E-Auto „mit zukunftsweisender Batterie-Technologie“ auf den Markt bringen, den Ampera-e. Der dürfte dem gerade vorgestellten Chevrolet Bolt recht ähnlich sein. Auch ausländische Anbieter sind interessiert. „Selbstverständlich werden sich die internationalen Kraftfahrzeug-Hersteller in angemessener Form an der Finanzierung der Kaufprämie beteiligen“, sagt der Chef des zuständigen Verbands VDIK, Volker Lange.