Mercedes V250d im Test

Der Raum-Traum

Die aktuelle Mercedes V-Klasse mit starkem Diesel könnte ein ideales Auto für umfangreiche Familien sein: Leise, stark, aber nicht zu durstig, enorm viel Platz. Doch für die meisten Familien dürfte diese traumhafte Kombination ein Traum bleiben

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Mercedes 29 Bilder
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Martin Franz
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München, 9. Mai 2016 – Wahrscheinlich sind meine Kinder mit aktuell höchstens 2,5 Jahren einfach noch zu jung. Das gängige Klischee, dass gerade Kinder Busse lieben, bestätigte sich jedenfalls nicht: Schon nach ein paar Kilometern waren sie eingeschlafen, was eigentlich ganz eindeutig für die V-Klasse als Familienauto sprechen würde. Doch Mercedes hat dieser Idee einen höchst wirksamen Riegel vorgeschoben. Im Test zeigte der Bus zahlreiche Talente, aber auch die Nachteile eines solchen Konzepts.

Tatsächlich: Groß

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance: Der nette Überführer hatte die V-Klasse mit routinierter Hand millimetergenau in die Tiefgarage eingepasst. Bis ich die Fuhre dort raus hatte, waren die ersten Sympathien schon verspielt, ohne dass die V-Klasse etwas dafür könnte. Wer sonst eigentlich nur Pkws steuert, muss sich hier erst einmal orientieren, obwohl der Bus dafür nichts kann. Mit seinen elektrischen Schiebetüren links und rechts ist er eigentlich prädestiniert für enge Parklücken – gerade mit Kindern, die die für sie gedachten Pforten schon mal weniger Bedacht aufreißen. Doch die V-Klasse wirkt nicht nur riesig, sie ist es. Ein VW Sharan der ersten Generation ist aus der V-Klasse betrachtet ungewohnt zierlich.

Im Alltag sind die Dimensionen einer V-Klasse zumindest gewöhnungsbedürftig. Zwischen einem großen Van und eben einem Bus liegt mehr als nur ein paar Zentimeter Außenlänge. Der Bus bringt dabei nicht nur überall vollwertige Sitze mit, sondern auch eine höhere Variabilität. Die hinteren Sitze lassen sich in Schienen im gesamten Fond-Bereich verschieben und selbstverständlich auch ausbauen. Im Testwagen waren alle Sitze beheiz- und belüftbar, was sich auch beim Gewicht der Sessel bemerkbar macht: Freiwillig werden die wohl nur Typen vom Schlage Hand-Bärentöter öfter mal durch die Gegend schleppen.

Kein Transporter

Auf die Straße entlassen sind die Unterschiede zum Pkw schon etwas geringer, aber selbstverständlich noch immer jederzeit spürbar. Mercedes hat sich dabei alle Mühe gegeben, die V-Klasse nicht wie einen schnöden Transporter wirken zu lassen. Das Ambiente unterscheidet sich meilenweit von dem eines VW T6. Rächt sich hier, dass die Wolfsburger eine vollkommene Neuentwicklung angepriesen haben, die nur wie ein Facelift wirkt? Die V-Klasse macht jedenfalls den deutlich moderneren und nobleren Eindruck, was nicht nur am mit Leder bezogenen Armaturenbrett des Testwagens liegt. Der einzige Fremdkörper ist um die Bedienung des Infotainmentsystems verbaut. Der Kunststoff dort wirkt verglichen mit dem Rest arg billig.