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Eine erste kurze Probefahrt mit dem neuen Topmodell des Alfa Romeo Giulia zeigt: Den Italienern ist ein begehrenswertes Auto gelungen, was nicht nur am überaus kräftigen Antrieb liegt. Echte Konkurrenten sind rar

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Alfa Romeo
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
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München, 20. Mai 2016 – Die Situation sei ernst, dieses Mal gehe es ums Ganze und man habe verstanden, Alfa Romeo kehrt zu seinen Wurzeln zurück – wie oft haben sich Fans der Marke Floskeln wie diese anhören müssen. Beim aktuellen Anlauf zur Wiederbelebung der guten alten Zeit greift Fiat Chrysler beim Giulia in zweierlei Hinsicht weit zurück: Der Wagen bekommt einen ruhmreichen Namen und einen Hinterradantrieb. Den haben in dieser Klasse nicht mehr viele. Dazu betreibt Alfa einen gehörigen Aufwand, um insbesondere das Topmodell Giulia Quadrifoglio in die Nähe der imageträchtigsten Konkurrenten zu bringen. Eine erste kurze Ausfahrt sollte zeigen, wie erfolgreich diese Idee umgesetzt worden ist.

510 PS – das ist in der Mittelklasse ein Machtwort. Wesentlich mehr bietet in diesem Segment derzeit kein. Der 2,9-Liter-BiTurbo-V6 mit einem Zylinderwinkel von 90 Grad ist ein Kurzhuber. Die vier oben liegenden Nockenwellen werden per Kette angetrieben. Der Ladeluftkühler ist in der Kreislauf des Kühlwassers mit eingebunden. Vorerst wird der stärkste Motor mit der sicher nicht zufällig gewählten Bezeichnung „Maserati 670050436“ nur mit Schaltgetriebe angeboten, eine Automatik soll aber bald folgen, wie auch eine Option auf Allrad. Das Schaltgetriebe und die Achse sind von der Übersetzung her identisch mit dem 180-PS-Diesel. Das Topmodell bekommt allerdings eine Differenzialsperre.

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Kann die Marke auf Dauer bestehen bleiben? Wir meinen: Ja, wenn sie wieder Autos baut, die Emotionen wecken.
(Bild: Alfa Romeo)

Die ist dringend nötig, denn der V6 motorisiert die Limousine ausgesprochen temperamentvoll – trotz eines Leergewichtes von 1655 Kilogramm. Alfa Romeo verspricht im Standardsprint 3,9 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 307 km/h. Doch trotz dieser eindrucksvollen Werte ist der Quadrifoglio damit nur unzureichend beschrieben. Es scheint fast nebensächlich zu sein, bei welcher Geschwindigkeit ein Beschleunigungswunsch geäußert wird: Diese Giulia legt stets rasant an Tempo zu. Ohne mit Messwerten dienen zu können: Mit der Vehemenz, mit der der Quadrifoglio oberhalb von 160 km/h noch zulegt, wären die meisten vermutlich hochzufrieden, wenn es in ihrem Auto ab Tempo 60 so vorangehen würde.

Um auch im NEFZ auf halbwegs passable Werte zu kommen, baut Alfa Romeo eine Zylinderabschaltung ein. Im Zyklus sollen es so nur 8,5 Liter sein. Damit liegt knapp unter der BMW M3 Limousine mit Schaltgetriebe (8,8 Liter) und nur etwas ĂĽber dem Mercedes AMG C 63 S mit Automatik (8,2). FĂĽr eine belastbare Aussage war unsere erste Ausfahrt zu kurz. Wir vermuten aber, dass nur Leute die im falschen Auto sitzen den Quadrifoglio nennenswert unter 10l/100 km bewegen werden.