Klassiker aus dem Regal

Mercedes Classic Center Irvine

Vor rund zehn Jahren errichtete Daimler in Irvine mit dem Classic Center eine Oldtimerwerkstatt, die schnell Weltruf erlangte. Es lohnte sich ganz offenbar, eine Dependance des Classic Center im schwäbischen Fellbach einzurichten - die Geschäfte laufen bestens

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Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Irvine, Kalifornien (USA), 23. Juni 2016 – Irvine liegt eine dreiviertel Stunde südlich von Los Angeles, am Schnittpunkt der Highways 5 und 405. Nur ein paar Meilen entfernt von Costa Mesa, Newport Beach, Corona del Mar oder Laguna Beach, einigen der reichsten Gemeinden der USA. Wohl nirgends ist die Dichte von Oldtimern höher als hier, zwischen Los Angeles und San Diego. Ein Flügeltürer an der Straßenecke ist hier ebenso alltäglich wie der neuwertige Porsche 930 Turbo, dessen Besitzerin gerade vom Frühsport kommt.

Vor rund zehn Jahren errichtete Daimler in Irvine mit dem Classic Center eine Oldtimerwerkstatt, die schnell Weltruf erlangte. Es lohnte sich ganz offenbar, eine Dependance des Classic Center im schwäbischen Fellbach einzurichten. Diesen Restaurierungsfachbetrieb mit Museum hat Daimler, ähnlich wie Porsche, BMW, Jaguar Land Rover oder Ferrari in heimischen Gefilden errichtet. Millionenschwere Oldtimer wieder repräsentativ auf Vordermann zu bringen, hat aber auch hier in Kalifornien großen Charme. So viele rollende Zeitzeugen und finanzstarke Kunden findet man wohl nur hier. Seit 2007 bringen sie ihre historischen Autos zu Durchsicht, Instandsetzung oder Komplettrestauration ins Classic Center unter der Führung von Michael Kunz.

Hinter den verspiegelten Glasscheiben des unscheinbaren Baus gehen selbst erfahrenen Klassikfreunden die Augen über. Ein paar Meter hinter dem Desk und ein paar Dekorationselementen erstrahlt ein schwarzer Mercedes 300 D Adenauer im Neuzustand mit „1961” auf dem Vanity-Plate (Wunschkennzeichen). Gleich daneben: ein weißer 300er Roadster, ein knallroter Mercedes CLK 63 AMG Black Series, ein Flügeltürer und der originalgetreue Nachbau des Dreirades von Bertha Benz. Vorsicht. Nehmen Sie am besten jemand mit, der Sie vor unüberlegten Handlungen warnen kann: Alle Fahrzeuge im Ausstellungsraum sind zu verkaufen!

Hinter unscheinbar grauen Stahltüren liegt das Allerheiligste, die Werkstatt. Michael Kunz leitet das Classic Center seit seiner Eröffnung und berichtet: „Das Ganze hier hat sich prächtig entwickelt. Auch wir wussten damals natürlich nicht, ob die Kunden unser Angebot annehmen würden.” Aber sie taten es. Aus den ganzen USA kommen seither Fahrzeuge in die Region Orange County. Die einen bringen einen Flügeltürer zur Inspektion, andere lassen eine Delle am 107er SL instandsetzen, der nächste sucht den passenden Retro-Roadster als Geburtstagsgeschenk für seine Frau.

Gestapelte Klassiker

„Wir machen hier all das, was wir auch in Stuttgart im Classic Center machen können”, erklärt Kunz, „nur eben etwas kleiner.” Kleiner ja – aber der Durchlauf an Fahrzeugen ist mächtig. Auf Hebebühnen und im Hochregallager stapeln sich die Klassiker mit dem Stern dicht an dicht. 300 SL Roadster, 129er-Baureihe, Flachkühler, CLK, 190er Rennversion, gleich zwei SL, ein Flügeltürer und zwei Limousinen der 123er-Baureihe. „Die erfreuen sich einer immer größeren Nachfrage”, sagt Kunz und öffnet die Tür des 300 D. Sein Zustand ist mit erst ein paar tausend Meilen auf dem Tacho, wie fast alles hier im Regallager, perfekt.