Letzter Schnaufer

Kawasaki W 800 Final Edition

Das wunderschöne Retro-Bike Kawasaki W 800 wird es nächstes Jahr nicht mehr geben. Die Euro4-Norm macht dem luftgekühlten Zweizylinder-Motor den Garaus. Kawasaki legt deshalb die W 800 Final Edition in Höhe von 80 Stück auf

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Kawasaki W 800 Final Edition 15 Bilder
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  • iga
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Köln, 12. Juli 2016 – Eigentlich müsste hier ein Nachruf stehen: Völlig unerwartet verstarb die Kawasaki W 800. Sie wurde geliebt und begehrt. Doch nun hat sie ihre letzte Zündung getan. Gut, ganz so dramatisch ist es nicht, Kawasaki bietet sein Retro-Bike bis Ende des Jahres noch an, hat jetzt sogar eine „Final Edition“ aufgelegt, und ganz so unerwartet kommt das Ende nicht. Der luftgekühlte Zweizylinder schafft die Euro4-Norm nicht und ist deshalb ab dem 1. Januar 2017 nicht mehr zulassungsfähig.

Genau 80 Stück der „Final Edition“ werden in die deutschen Verkaufsräume gelangen. Das Besondere an der W 800 ist, dass sie und ihre fast identische Vorgängerin W 650 die Retrowelle angefacht haben wie kaum ein anderes Motorrad. Zwar kam Triumph 1995 mit der Thunderbird 900 als erste Marke auf die Idee, ein Motorrad zu bauen, das aussah, als wäre es den späten 1960er und frühen 1970er Jahre entsprungen. Doch es war die Kawasaki W 650, die ab 1998 dem Retro-Style zum großen Durchbruch verhalf.

Nach historischem Vorbild

Sie interpretierte die Kawasaki 650 W1 von 1965 neu und begeisterte durch ihre liebevollen Details. Der mit verchromten Kühlrippen versehene Reihenzweizylinder besaß trotz aller unzeitgemäßen Komplikation einen Königswellenantrieb. Die „Pea-shooter“-Auspuffanlage sah aus, als hätte sie einen Zeitsprung aus den Roaring Sixties gemacht. Ein massiver Kickstarter schrie nach strammen Waden, aber war wohl mehr wegen der Show vorhanden, denn die W 650 verfügte auch über einen E-Starter. Natürlich musste es ein Langhuber sein und dem kam die Kawasaki mit einem Bohrung-Hub-Verhältnis von 72 mal 83 Millimeter nach. Sie brachte es auf 50 PS bei 7000/min, was tatsächlich ungefähr der Leistung ihrer Urahnin 650 W1 entsprach.

Allerdings nahm es Kawasaki mit dem historischen Vorbild nicht so genau, denn über Vierventil-Zylinderköpfe verfügte sie damals genausowenig wie über eine Königswelle. Aber so kleinlich wollte niemand sein, schließlich bot die neue W 650 diesen wunderschönen Look: Drahtspeichenräder, Faltenbälge an der schwarzen Vorderradgabel, ein hoher, geschwungener Lenker, einen verchromter Rundscheinwerfer, zwei schwarz unterlegte Rundinstrumente im Cockpit, einen rundlichen Tank mit Gummipads für die Knie, eine gut gepolsterte und bequeme Sitzbank, Stereo-Federbeine hinten und ein üppig dimensioniertes Rücklicht am verchromten Schutzblech – die W 650 ließ die Herzen hartgesottener Biker und junger Damen gleichermaßen schmelzen.