Ausfahrt im Mercedes C 43 AMG Coupé
In der Theorie sind C 400 und C 43 AMG nah beieinander, in der Praxis sind die gefühlten Unterschiede größer als gedacht. Das liegt weniger an den Fahrleistungen, bei denen sich beide kaum etwas nehmen, als vielmehr an der Art und Weise, wie sie sich fahren
- Wolfgang Gomoll
München, 30. August 2016 – Bei den drei deutschen, selbsternannten Premiummarken beobachtet man die Aktivitäten der Konkurrenz sehr genau. Das betrifft nicht nur Modelle, wie man am Beispiel des BMW X6 und der folgenden Gegnerschaft ablesen kann, sondern auch Marketingideen. So ist seit einiger Zeit bei allen der Versuch in Mode gekommen, etwas vom Glanz der hauseigenen Tuner auf jene Modelle abfallen zu lassen, die geringfügig stärker als die kräftigsten „Normal“-Modelle sind. Mercedes geht noch einen Schritt weiter und vermarktet zwei C-Klassen als AMG-Ableger. Die schwächere Version davon stand uns für eine Proberunde zur Verfügung.
„Der C43 ist der Einstieg in die AMG-Welt“, heißt es aus Affalterbach. Mit seinen 367 PS bleibt er fraglos deutlich unterhalb des Topmodells, übertrifft aber seinen direkten Gegner von BMW. Zwischen 440i und M4 gibt es derzeit eine Lücke, wenngleich die kleiner ist als jene zwischen den Mercedes AMG-Modellen. Mit der Maschine aus dem BMW M2 stünde eigentlich ein passender Antrieb für den 4er bereit, doch in München befürchtet man wohl, dem M4 damit unnötige Konkurrenz zu machen.
Ausfahrt im Mercedes C 43 AMG Coupé (9 Bilder)

(Bild: Mercedes)
Theoretisch nah beieinander
Bei Mercedes sind solche Gedanken offenbar kein Thema. Die motorische Basis stammt aus dem C 400, wo sie 333 PS bereitstellt. Beiden haben Allradantrieb und das gleiche Getriebe, nur die Achse ist im AMG-Modell mit 3,07 kürzer übersetzt als im C 400 (2,82). Allerdings ist der vermeintlich sportliche Ableger immerhin 60 Kilogramm schwerer. Die Unterschiede in den Werksangaben sind dann genau so gering, wie es Leistungsunterschied, Übersetzung und Leergewicht schon vermuten lassen. Der C 400 beschleunigt in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, im AMG sind es minimal 4,7. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei beiden auf 250 km/h beschränkt, ohne Begrenzung ging wohl nochmals etwas mehr. Im NEFZ verspricht Mercedes im C 400 7,6 Liter, im C 43 sollen es 7,8 Liter sein.
Soweit zur Theorie. In der Praxis sind die fühlbaren Unterschiede weit größer, was für das Können der Ingenieure spricht. Der AMG ist der Straße fühlbar näher, sowohl wortwörtlich wie auch im übertragenen Sinne. Der negative Sturz ist größer, Lager und Querlenker steifer ausgelegt. Damit reduziert sich die Wankneigung bei plötzlichen Richtungsänderungen deutlich. Mit dem Fahrprogrammen „Comfort”, „Sport“ und „Sport Plus“ kann der Fahrer den Boliden nach seinem Gusto einstellen. In der Dynamik-Variante verkürzen sich die Schaltzeiten deutlich, die Gasannahme wird unmittelbarer. Natürlich reicht das Fahrwerk dann Verwerfungen des Untergrunds spürbarer an die Insassen weiter.