Fahrbericht: Volvo V60 Polestar
Volvo rüstet den V60 mit einem kräftigen Vierzylinder nach. 367 PS reichen für ein wirklich sehr flottes Fahren, zumal auch der Rest nachgeschärft wurde. Doch der Basis ist anzumerken, dass der Werkstuner erst nachträglich eingreifen durfte
- Sebastian Bauer
München, 6. September 2016 [–] Es ist mitunter ganz erstaunlich, wo Hersteller Lücken im Programm ausmachen. Aktuell gibt es gerade Zuwachs in der Mittelklasse zwischen 350 und 400 PS. Mercedes stellt dort den C 43 AMG, Audi den S4. Auch Volvo will in dieser Klasse künftig mitmischen, obwohl größere Stückzahlen kaum zu erwarten sind. Als Basis dient der schon etwas betagte V60.
Nachhilfe von Polestar
Denn die erst im vergangenen Jahr zugekaufte Tuning- und Motorsportfirma Polestar soll es nun richten und den Elchen etwas nachhelfen. Das ist nicht ganz neu, denn einen V60 Polestar mit Reihensechszylinder gab es bereits zuvor, er wurde allerdings nur in wenigen Märkten verkauft. Die Zeiten ändern sich und alles, was nicht dem neuen Zweiliter-Standardblock entspricht, welcher bei Volvo nun Ausgangsbasis für alle, ja wirklich ALLE Motoren geworden ist, muss eben Stück für Stück mit jeder Modellpflege weichen. Folglich ist der Reihensechser, wie auch schon der Fünfzylinder, bei Volvo seit gut zwei Jahren Geschichte.
Schwergewichtig
Feuer macht jetzt ein Zweiliter-Vierzylinder mit Registeraufladung. Im unteren Drehzahlbereich sorgt ein Roots-Kompressor für kräftig Schub und direktes Ansprechverhalten, obenrum ein Turbolader. Als Resultat stehen 367 PS und 470 Nm im Datenblatt. Nur: Ein wenig verpuffen diese beeindruckenden Daten, wenn das Datenblatt mit echter Physik aufeinandertrifft. Und diese Physik hat insbesondere in Bezug auf Masse Gesetze geformt, welche imstande sind, das Kräfteverhältnis zwischen 367 PS und knapp 1,8 Tonnen Fahrzeuggewicht schnell wieder geradezurücken. Soll heißen: Langsam ist man mit dem V60 Polestar ganz sicher nicht unterwegs. Aber eben auch nicht ganz so flott, wie es die 367 PS versprechen würden, zumal der Motor im oberen Drehzahlbereich doch ein wenig zugeschnürt wirkt.
Überhaupt sind die Möglichkeiten mit denen die Jungs und Mädels von Polestar spielen konnten, etwas eingeschränkt. Denn während die Schnellmacher bei Audi und Mercedes schon von Anfang an in der Entwicklung mitreden dürfen, haben die Polestar-Leute ein fertiges Auto vor sich, und ein vergleichsweise altes noch dazu. Für kommende Modelle wird sich das natürlich ändern, für den Moment mussten sie eben mit dem arbeiten, was sie hatten. Und sie haben sich reichlich Mühe gegeben, ein gutes Paket zu schnüren.