Der Riesling

Neuvorstellung Honda Civic

Honda hat mit einem betont eigenwilligen Design den einstigen Bestseller Civic zu einer Randerscheinung für Individualisten gemacht. Nummer 10 soll nun wieder mehr Anklang finden. Die Lösung dafür soll ein deutlich größeres Auto sein

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Honda Civic 22 Bilder
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Martin Franz
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Frankfurt am Main, 20. September 2016 – Was machen die bei Honda nur, mag sich manch einer angesichts einiger strategischer Entscheidungen gefragt haben, die die Japaner in den vergangenen Jahren ihren einstigen Bestsellern antaten. Die Quittung kam, und sie war bitter. Der Accord ist in Europa nicht mehr zu haben, der Civic seit 2005 eine Randerscheinung für Individualisten. Nun ist es zwar gut, dass es solcherlei Bereicherung noch gibt, doch mit den damit möglichen Absatzzahlen kann ein Massenhersteller unmöglich zufrieden sein. Mit der zehnten Generation des Civic macht Honda nun einen großen Schritt – fraglich ist nur, ob der auf die Kunden zugeht.

Ein Kompaktwagen?

Nach zwei sehr eigenwillig gestalteten Generationen vergrößert Honda das einstige Kompaktmodell, und zwar gewaltig. Schon das bisherige Modell war mit 4,37 m Länge immerhin 11 cm länger als ein Golf. Der Neue wird mit 4,50 Metern noch einmal viel größer – mit einem Auto der Kompaktklasse hat das eigentlich nicht mehr so recht etwas zu tun. Fast der komplette Zuwachs findet zwischen den Achsen statt, der Radstand wächst von 2,6 auf 2,7 m. Das verspricht ein üppiges Platzangebot für die Passagiere. Zum Vergleich: im VW Golf beträgt der Radstand 2,62 m, im Opel Astra 2,66, im Toyota Auris 2,6 m.

Beim Kofferraumvolumen wird noch deutlicher, wie weit der Civic von der Kompaktklasse entfernt ist. Die 478 Liter des Civic wären nicht nur ein Bestwert dort, sondern reichen an jene Werte heran, die einige der selbsternannten Premiumhersteller für ihre Kombis ausweisen – oder das, was sie mit allerlei phantasievollen Namen als Kombis anpreisen. Dabei sind diese Kandidaten aber erheblich länger.

Rein optisch bleibt der Civic ein Fall für Menschen mit besonderem Geschmack, ein durchschnittliches Design werden ihm auch Kritiker nicht bescheinigen wollen – man beachte nur die zwei Sicken, die vor dem hinteren Türgriff zusammenlaufen.

Alles auf Touch

Optisch etwas entschärft hat Honda das Armaturenbrett. Der zehnte Civic weist zwar nach wie vor jeglichen Konservativismus von sich, doch die Gestaltung ist nun etwas ruhiger als zuvor. Dies liegt auch daran, dass Honda in einer Hinsicht einem Trend folgt. Zahlreiche Funktionen sind nur noch via Touchscreen zu bedienen, was einerseits zu einer gewissen Ordnung im Cockpit führt, andererseits aber bei der Bedienung keineswegs ein Fortschritt bedeuten muss. Ganz im Gegenteil, wie einige Testwagen gezeigt haben. Ist die Bedienführung verschachtelt und die Reaktion auf Eingaben zäh, kann das absoluter Murks sein. Welche Qualitäten das System von Honda hat, muss ein Test zeigen. Vorerst lässt sich nur feststellen, dass eine Lautstärkeregelung via Tasten nicht optimal ist.