Klartext: Seniorensport

Der Nissan 370Z ist ein wunderbarer Softie

Sportwagen, die auch gefahren werden, gehören tendenziell älteren Menschen, weil die tendenziell das Geld haben, so etwas zu halten. Deshalb hat ein Porsche 911 so viel vom GT-Auto. Oder auch ein Nissan 370Z

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 120 Kommentare lesen
Klartext 5 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Stuttgart, 27. September 2016 – Wenn wir an Sport denken, assoziieren wir den normalerweise mit jüngeren Menschen, weil die dessen Verschleiß noch robuster gegenüberstehen. Wenn ich morgen Fußball spiele, bin ich übermorgen wahrscheinlich etwas steif, in der Form, in der eine Leiche "etwas steif" ist. Beim Auto sind die Werber jedoch mittlerweile dazu übergegangen, das gemeißelte Kinn des Fahrer-Models mit grauen Haaren und ein paar Falten zu kombinieren. Vielleicht haben sie auch ihre Models der Neunziger mitaltern lassen. Auf jeden Fall wissen sie die Wahrheit: Sportwagen fahren in der Tendenz ältere Menschen, weil die in der Tendenz das Geld dazu haben. Das erklärt einiges an Autos wie dem Nissan 370Z.

Ohne das Alter lassen sich viele Sportwagen überhaupt nicht erklären. Wer könnte verstehen, warum alle Porsche 911 Turbos im unteren Lastbereich so langweilig vor sich hinbummeln, wenn er nicht vorher verstanden hat, dass die Kunden genau das mit diesen Autos tun wollen auf ihren Reisen? Die meisten modernen Sportwagen, die tatsächlich gefahren werden, sind eigentlich mehr GT-Wagen. Die Minderheit der Supersportwagen müssen nämlich nicht viel können außer geil ausschauen, weil ihre limitierten Auflagen von den Scheichs dieser Welt gekauft werden, damit sie in deren Tiefgaragen verstauben. Das erklärt vielleicht, warum es bei Nissan außer dem GT-R einen weiteren GT-Wagen im Sortiment gibt: den 370Z.

Auuutooomaaaatiiiiik

Selbst in meinem fortgeschrittenen Alter konnte ich kein Freund des Automatikgetriebes werden, das Nissan im Z immer noch anbietet. Aber offenbar verkauft sich das, und wenn Nissan die Daten richtig erhoben hat, dann nicht nur in den USA, dem Land of ze Stickshift-Free, sondern auch in Europa. Wer sich an das Doppelkupplungsgetriebe bei Porsche (PDK) gewöhnt hat, wird auch vom Z-Getriebe erwarten, dass es in vertretbarer Zeit Vortrieb liefert. Ich meine: Beim PDK kenne ich niemanden unterhalb des Rennfahrers, der im Schaltmodus "Sport+" noch selber schalten will, weil die Karre ihm Drehmoment verweigern würde. Das ist im Z anders.

Sobald sich der Fuß vom Gas löst, schaltet die Automatik sofort drei Millionen Gänge hoch, sodass du nach einem Bremsvorgang aus der Kurve heraus sekundenlang warten musst, bis nennenswert Vortrieb kommt. Meistens ist die Kurve dann schon lange vorbei. Ich dachte, ich kann so früh wieder Gas geben, dass dieses Problem umschifft werden könnte, aber das Zusammenspiel ABS-Automatik-Traktionskontrolle ging nie auf, auch nicht, wenn man schon in der Bremszone wieder Gas gab. Letztendlich bleibt nur, die Drehzahl per Paddeleingriff oben zu halten. Dann klappts auch mit dem Drehmoment, und dann geht der schön proportionierte Arsch des Z ohne TK auch quer aus der Kurve – dem Sperrdifferenzial sei Dank.