KI-Forscher: "Der Mensch ist das Risiko im Verkehr"

Der Direktor des DFKI geht davon aus, dass in spätestens fünf Jahren weitgehend autonome Fahrzeuge in Deutschland verkauft werden. Schwierigkeiten ergäben sich dann durch den Verbleib von herkömmlichen Autos auf den Straßen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 401 Kommentare lesen
Selbstfahrend

(Bild: dpa, Stefanie Jaerkel)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das Unfallrisiko im Straßenverkehr geht vom Menschen und nicht von der Technik aus. Davon ist der Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken, Professor Wolfgang Wahlster, überzeugt. "Der Faktor Mensch verursacht fast 90 Prozent der Verkehrsunfälle", sagt er der dpa. "Wenn der Mensch sich verstärkt aus dem Verkehr heraushält, dann vermindert sich das Unfallrisiko."

Vom vernetzten zum autonomen Auto

Spätestens in fünf Jahren würden in Deutschland Autos verkauft, die weitgehend – aber nicht völlig – selbstständig fahren könnten. Noch sehr lange würden dann aber hochautomatisierte und herkömmliche Autos gleichzeitig auf den Straßen unterwegs sein. "Und das ist eigentlich das Schwierigste", sagt der Informatikprofessor. Völlig autonom fahrende Autos, die gänzlich ohne Hilfe eines Fahrers auskommen, bräuchten noch etwas länger: "Das wird von der Zulassung und der Akzeptanz her mindestens noch zehn Jahre dauern."

Wahlster ist sich aber sicher: "Wenn alle autonom fahren, wird es viel leichter." Bei Tests am DFKI Bremen habe man vier autonome Autos im Abstand von nur wenigen Zentimetern fahren lassen. "Das geht prima, weil sie sich untereinander elektronisch per Funk abstimmen können." Je mehr automatisierte Autos es gebe, desto besser sei das bestehende Straßennetz nutzbar: "Man könnte etwa 150 Prozent mehr staufreien Individualverkehr ermöglichen, wenn alle autonom fahren", sagt Wahlster. Er sei aber Realist: "Es wird noch sehr lange dauern, bis der letzte von seinem herkömmlichen Auto freiwillig Abschied nimmt."

Die deutsche Forschung gehöre im Bereich des autonomen Fahrens zur Weltspitze, so der Direktor des DFKI. Die deutschen Zulassungsbehörden seien aber oftmals strenger als beispielsweise die amerikanischen. Und deutsche Hersteller wollten ihr Ansehen nicht durch eine zu schnelle Vermarktung von unausgereiften Technologien gefährden.

Das DFKI mit knapp 500 Wissenschaftlern hat sich mit seiner intensiven Grundlagenforschung zu Komponenten des autonomen Fahrens nach eigenen Angaben weltweit einen Namen gemacht. "Wir sind derzeit das größte Zentrum für Künstliche Intelligenz." Das DFKI arbeitet mit dem Volkswagen-Konzern und BMW zusammen und hat auch Google als Gesellschafter mit im Boot.

In den USA wurden mittlerweile zwei Non-Profit-Organisationen für die Forschung zu Künstlicher Intelligenz gegründet. Ende 2015 hatte Tesla-Chef Elon Musk mit Unternehmen und Wissenschaftlern die Non-Profit-Gesellschaft "OpenAI" gegründet, die eine Forschungseinrichtung zu Künstlicher Intelligenz unterhält. Ende September 2016 gaben Google, Facebook, Microsoft, IBM und Amazon bekannt, ebenfalls eine Non-Profit-Organisation gegründet zu haben, um die Auswirkungen und Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz diskutieren und vermitteln zu können. Die Initiative nennt sich "Partnership on Artificial Intelligence to Benefit People and Society ", kurz Partnership on AI.

Microsoft gab kurz darauf bekannt, seine internen Strukturen umzuorganisieren. Die Information Platform Group mit den Produkten Bing und Cortana, die Abteilung Ambient Computing and Robotics sowie die Forschungsabteilung werden zusammengelegt. Die Forschung zu Künstlicher Intelligenz solle nicht weiter von den Produktabteilungen getrennt stattfinden. Facebook richtete schon im Jahr 2013 ein Forschungsinstitut zu künstlicher Intelligenz ein.

Autonome Autos kommen (28 Bilder)

Im Herbst 2015 stattete Tesla sein Model S per Software-Update mit einem Autopiloten aus.
(Bild: Tesla)

(mit Material der dpa) / (kbe)