Porsche-Betriebsrat: Zellfertigung muss nach Deutschland

Sollten sich die deutschen Autohersteller nicht zu einer heimischen Produktion entschließen und stattdessen weiter Zellen aus Asien beziehen, drohten Einbußen bei der Wettbewerbsfähigkeit und ein massiver Arbeitsplatzverlust, sagte Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück

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Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück

(Bild: Porsche)

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Von
  • Martin Franz

Sollten sich die deutschen Autohersteller nicht zu einer heimischen Produktion entschließen und stattdessen weiter Zellen aus Asien beziehen, drohten Einbußen bei der Wettbewerbsfähigkeit und ein massiver Arbeitsplatzverlust, sagte Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück der dpa in Stuttgart. Die Autohersteller müssten schnell handeln und sich für eine Gemeinschaftsproduktion hierzulande entscheiden. Tun sie das nicht, drohe ihnen „Ärger“ mit Arbeitnehmervertretern, sagte Hück.

Hück rechnet mit Fahrverboten für Autos mit konventionellem Antrieb.

(Bild: Porsche)

Die Autobranche werde sich in den kommenden Jahren rasant von Verbrennermotoren hin zu Elektro- und Hybridantrieben entwickeln. Dadurch werde der Bedarf an Verbrennungsmotoren und deren Komponenten rapide sinken. Den drohenden Jobverlust in Deutschland will Hück mit neuen Arbeitsplätzen zur Zellfertigung auffangen. Schon seit längerem setzen sich Betriebsräte der deutschen Autohersteller für einen heimischen Standort ein. Die Vorstände der Konzerne nahmen diese Forderung verhalten auf. Sie verweisen auf immense Investitionskosten und den günstigen Weltmarkt-Zellpreis.

Hück pocht hingegen auf einen deutschen Standort. „Eine deutsche Batteriezellenfertigung ist kein Wunschdenken. Wir müssen die Arbeitgeber überzeugen, dass sie hier gemacht werden muss“, sagte Hück. Die Batteriezellen seien essenzieller Teil der Elektromobilität. Deutschlands Autohersteller dürfen sich hierbei nicht abhängig machen von Asien, warnte Hück. Die dringend notwendigen Investition dürften nicht auf die lange Bank geschoben werden, „nur weil einige Unternehmensbosse geizig und unvernünftig sind und nur an die Rendite denken. Da kriegen sie aber mit uns Ärger“.

Die Batterieproduktion geht es neben der Zellfertigung auch um die Fertigung samt Montage. In letzterem Bereich sind deutsche Autohersteller bereits tätig. Aus Sicht von Hück reicht das aber nicht: „Zellen und Fertigung gehen Hand in Hand. Wir brauchen beides in Deutschland.“ Der Wandel in der Autobranche wird sich nach seiner Einschätzung in den kommenden Jahren deutlich beschleunigen. Zur Verringerung der Luftverschmutzung werde es wohl schon 2020 generelle Fahrverbote in globalen Metropolen wie Peking, London und Paris für Autos nur mit Verbrennungsmotoren geben. „Spätestens in vier Jahren werden nur noch Hybrid-Autos und reine Stromer in diesen Städten zugelassen sein, da bin ich mir sicher“, sagte Hück.

In deutschen Städten werde es zwar nicht zu so drastischen Maßnahmen kommen, weil die Luftverschmutzung nicht so schlimm sei. Nach Hücks Einschätzung wird aber zumindest Stuttgart spätestens im Jahr 2022 Benziner oder Autos mit Dieselmotor beim Feinstaubalarm komplett aus der Stadt aussperren. „Der Stuttgarter Stadtverwaltung wird gar nichts anderes übrig bleiben, um das Feinstaubproblem in den Griff zu bekommen.“ Porsche entwickelt derzeit sein erstes Elektroauto Mission E, das noch in diesem Jahrzehnt auf den Markt kommen soll.

(dpa) (mfz)