MP3-Tauschbörse Napster holt Bertelsmann ins Boot

Die Bertelsmann eCommerce Group und Napster haben heute eine strategische Allianz angekündigt; denkbar sei in Zukunft ein "Abonnement-System".

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Von
  • Wolfgang Stieler

Die Bertelsmann eCommerce Group (BeCG) und die umstrittene MP3-Tauschbörse Napster haben heute eine strategische Allianz angekündigt. Ziel dieser Allianz ist "ein neues Geschäftsmodell" für Napster. Es soll einerseits den "bekannten Bedienkomfort bei der Nutzung von Napster garantieren" und gleichzeitig sicherstellen, dass "Tantiemenzahlungen an Rechteinhaber wie Künstler, Autoren und Plattenlabels künftig gewährleistet werden."

Alexander Adler, Sprecher der Bertelsmann eCommerce Group, erklärte gegenüber c't, dass Einzelheiten dieses Geschäftsmodells erst noch entwickelt werden müssten. Denkbar sei aber ein "Abonnement-System": Der Napster-Server würde dann aus den beim Musiktausch protokollierten Daten eine Rechnung erstellen. Je nachdem wie lange ein Musikstück bei einem registrierten Napster-User liege, werde eine ensprechende Gebühr fällig. Die Idee entbehrt nicht einer gewissen Ironie, weil Napster in dem Prozess, den die US-Musikindustrie gegen die Tauschbörse führt, stets behauptete, diese Datenflut nicht bewältigen zu können. Zur Höhe der Gebühr und zum Zeitrahmen, in dem der Napster-Service auf Gebühren umgestellt werden soll, wollte sich Adler sich allerdings nicht äußern.

Im Zuge der neuen Partnerschaft kündigte die Bertelsmann Music Group (BMG) an, ihre Klage gegen Napster Inc. zurückzuziehen und den kompletten Katalog ihrer digitalisierten Musiktitel zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung dafür ist, das Napster die Einführung des Abonnement-Musikservice vollständig umsetzt. Die BeCG wird Napster einen Kredit zur Verfügung stellen, der die Realisierung des neuen Geschäftsmodells ermöglicht. Gleichzeitig erhält die BeCG eine garantierte Zusicherung, einen Anteil an Napster erwerben zu können. Laut dpa verlaute "aus Branchenkreisen", dass Bertelsmann für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag die Mehrheit an Napster übernehmen wird.

Beide Partner wollen "um Unterstützung innerhalb der Musikindustrie werben", um Napster in einen Abonnement-basierten Musikservice umwandeln zu können. Sie "laden die großen Musikfirmen ein, an diesem Prozess aktiv Teil zu haben." Damit löst sich offensichtlich nun das Rätselraten um das Geschäftsmodell, mit dem Napster irgendwann Geld verdienen will, endgültig auf, nachdem Napster schon vor einiger Zeit im Umfeld der Auseinandersetzungen mit der Musikindustrie von einer eventuellen monatlichen Gebühr gesprochen hatte.

Siehe dazu auch den Hintergrundbericht: Das Etablishment frisst den "Revoluzzer". (wst)