Daimler AG, BMW, Ford, VW: Neues Schnelladenetz-Projekt deutscher Autobauer

Die großen deutschen Autohersteller haben für ihren Plan, ein Schnellladenetz für E-Autos aufzubauen jetzt als neuen Partner Ford dazugewonnen. Wie die Firmen gemeinsam mitteilten, wollen sie von 2017 an in einem ersten Schritt 400 Schnellladestationen entlang der großen Verkehrsachsen in Europa aufstellen

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Elektroautos
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Von
  • Florian Pillau

Die großen deutschen Autohersteller haben für ihren Plan, ein Schnellladenetz für E-Autos aufzubauen jetzt als neuen Partner Ford dazugewonnen. Wie die Firmen heute gemeinsam mitteilten, wollen sie von 2017 an in einem ersten Schritt 400 Schnellladestationen entlang der großen Verkehrsachsen in Europa aufstellen. Bis 2020 sollen bereits Tausende Säulen stehen. Daimler, BMW, der Volkswagen-Konzern mit seinen Töchtern Audi und Porsche sowie der US-Autobauer Ford unterschrieben eine Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“) für ein entsprechendes Gemeinschaftsprojekt.

Die großen Autohersteller versuchen, mit staatlicher Unterstützung eine Infrastruktur für ihre Elektrofahrzeuge zu schaffen. Dazu entstehen immer mehr Projekte mit den immergleichen Partnern.

(Bild: Daimler)

Vorausgegangen war das 2014 vorgestellte Projekt SLAM („Schnellladenetz für Achsen und Metropolen“), in dem BMW, Daimler und Volkswagen angekündigt haben, bis nächstes Jahr 400 CCS-(„Combined Charging System“) Schnellladesäulen im Abstand von ungefähr 50 Kilometern aufstellen zu wollen. SLAM wurde durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie den Deutschen Genossenschafts-Verlag eG mit 14,2 Millionen Euro gefördert. Für das neue Projekt stellt der Bund 300 Millionen Euro bis 2020 in Aussicht – davon zwei Drittel für Schnellladesäulen.

Die Autobauer folgen damit dem Beispiel des E-Auto-Pioniers Tesla, der weltweit bereits mehr als 700 Ladestationen mit fast 5000 Ladeplätzen betreibt. Für Tesla-Kunden war der Strom bislang kostenlos, ab kommendem Jahr werden zumindest Neukunden dafür zahlen müssen. Ein Daimler-Sprecher sagte, es sei aus jetziger Sicht eher nicht geplant, den Strom an den Ladestationen der deutschen Autohersteller kostenlos abzugeben. Preise stünden noch nicht fest, weil dies noch mit Energieversorgern festgelegt werde müsse.

Die Stationen der deutschen Autobauer sollen für CCS-Stecker („Combined Charging System“) ausgelegt sein und eine Leistung von 350 Kilowatt unterstützen. E-Auto-Batterien sollen dort binnen weniger Minuten zu 80 Prozent aufgeladen werden können. Zum Vergleich: An einer Steckdose in der eigenen Garage dauert das Laden einer herkömmlichen Elektroauto-Batterie sieben bis acht Stunden.

Die Form der Gesellschaft und die Art, wie die Ladesäulen betrieben werden, seien noch offen, hieß es bei Daimler. Das Joint Venture soll offen für weitere Partner sein. Die Gründungsmitglieder Ford, BMW, Daimler und Volkswagen wollen sich zu gleichen Teilen daran beteiligen. In den vergangenen Monaten war vielfach über ein solches Vorhaben spekuliert worden.

Wie viel Geld die Hersteller in die Hand nehmen, ließen sie vorerst ebenfalls offen. Klar ist, dass mit der Investition in die Infrastruktur der Verkauf von E-Autos angekurbelt werden soll. Denn trotz der vieldiskutierten Prämie, die es seit diesem Jahr für neue Elektroautos gibt, läuft der Verkauf nur schleppend an.

Beim zuständigen Bundesamt Bafa gingen bis Ende Oktober knapp 5800 Anträge für eine 4000-Euro-Prämie für reine „Stromer“, sogenannte Plug-In-Hybride mit kombiniertem Benzin- und Stromantrieb sowie ein einziges Brennstoffzellen-Fahrzeug ein.

Der hohe Preis gilt neben dem dünnen Ladenetz bisher als größtes Hemmnis für den Verkauf von Elektroautos. Dabei sind die Hersteller auf eine gute Infrastruktur angewiesen, wenn sie ihre Pläne in den nächsten Jahren umsetzen wollen. Gewissermaßen eingebettet sind die deutschen Pläne in ein europäisches Vorhaben namens Ultra-E, das die 350 kW-Ladesäulen auf Korridore über verschiedene Nationen verteilen will. Wesentlicher Knackpunkt für das Hochleistungsladen sind die zusätzlich dafür nötigen, teuren Transformatorenstationen. Den aktuellen Stand des Netzausbaus weist die interaktive Karte http://ccs-map.eu/ aus.

Nachdem BMW mit dem i3 längst vorgelegt hat, soll Audis Elektro-SUV 2018 in Serie gehen. 2019 folgt das erste Modell von Daimlers Strommarke EQ. Porsches „Mission E“ soll bis Ende des Jahrzehnts am Markt sein, Volkswagens Kompaktmodell ID um das Jahr 2020.

(mit Material der dpa) (fpi)