c't Fotografie für Einsteiger - Teil VI: Serienaufnahmen, Brennweiten und Crop-Faktor

In dem vorerst letzten Teil der Serie "c't Fotografie für Einsteiger" klären wir, was es mit Serienaufnahmen auf sich hat, in welche (groben) Klassen man Objektive einteilt und was man unter dem Crop-Faktor versteht.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Uhl
  • Martina Walther-Uhl
Inhaltsverzeichnis
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Mit der Reihenbild- oder Serienbildfunktion Ihrer Kamera können Sie in schneller Folge eine Vielzahl von Fotos machen – je nach Kamera in einer Geschwindigkeit von etwa drei bis zehn (und mehr) Bilder pro Sekunde. Damit können Sie Bewegungsabläufe fotografieren und im Nachhinein auswählen, mit welchem der Fotos Sie den interessantesten Moment erwischt haben. Den richtigen Moment zu beobachten und ihn dann mit der Einstellung "Einzelbild" richtig zu erwischen, ist oftmals gar nicht möglich, da wir mit dem Auge die Nuancen des Bewegungsablaufs nicht erkennen. Erst auf dem Foto werden dann oftmals tolle Sprünge oder Flügelschläge erkennbar.

Wo Sie von "Einzelbild" auf "Reihenaufnahme“ beziehungsweise "Serienbildaufnahme" umstellen können, ist bei den Kameras verschieden. Bei manchen müssen Sie es im Menü einstellen, bei vielen ist allerdings direkt auf dem Kameragehäuse ein Bedienelement dafür vorgesehen. Sollte Ihre Kamera bei eingestellter Reihenaufnahme trotz durchgedrücktem Auslöser zwischendurch keine Fotos machen, ist sie ganz einfach mit dem Abspeichern der bisherigen Aufnahmen beschäftigt. Gehen Sie also mit Bedacht an die Fotos, die Sie in Reihe machen wollen, sonst könnte Ihre Kamera gerade im entscheidenden Moment eine Speicherpause machen und Sie um die vielleicht interessantesten Fotos bringen.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einen kleinen Überblick über die verschiedenen Objektiv-Brennweiten geben, und was die verschiedenen Brennweiten für das Fotografieren bedeuten. Auf Ihren Objektiven ist vorne eine Angabe über deren Brennweite. Die Brennweite wird in Millimeter (mm) angegeben. Für Sie ist wichtig zu wissen, dass Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten das Motiv auf unterschiedliche Weisen abbilden. Objektive mit kurzen Brennweiten (z. B. 18 – 40 mm) werden Weitwinkelobjektive genannt, mit einer Brennweite von etwa 50 Millimeter gelten sie als Normalobjektive und mit Brennweiten darüber (70 – 400 mm) nennt man sie Teleobjektive.

Aufnahme vom selben Standpunkt mit 50 mm, 150 mm und 300 mm Brennweite.

Diese Namen sind nicht zufällig gewählt, denn mit der Brennweite des Objektivs verändert sich der Bildausschnitt. Bei einem Weitwinkelobjektiv passt sehr viel mehr auf das Bild, denn horizontaler und vertikaler Bildwinkel sind wesentlich weiter als bei einem Teleobjektiv mit recht engen Bildwinkeln. An den Seiten rechts und links und auch nach oben und unten haben Sie beim Weitwinkel mehr auf dem Bild als bei der gleichen Aufnahme mit Normalobjektiv oder Teleobjektiv. Dafür holen Sie mit dem Teleobjektiv Dinge aus der Ferne näher heran, sodass sie auf dem Foto größer abgebildet werden als mit Weitwinkel- oder Normalobjektiv.

Die Brennweitenbereiche

Für Aufnahmen kleiner Tiere wie Insekten, Schnecken oder kleinen Waldfröschen sind Makro­objektive von besonderem Interesse. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit einem besonders geringen Objektabstand eingesetzt werden können und es dadurch ermöglichen, einen besonders großen Abbildungsmaßstab zu erreichen. Das heißt, Sie können nahe an Ihr Motiv herangehen und es recht groß abbilden. "Echte" Makroobjektive sind immer Festbrennweiten. Es gibt sie beispielsweise in 60 Millimeter, 70 Millimeter, 100 Millimeter, 105 Millimeter, 150 Millimeter und in 180 Millimeter Brennweite. Allen ist gleich, dass sie sowohl im Fernbereich als auch bei großen Abbildungsmaßstäben gute Qualität haben und somit universell einsetzbar sind. Ebenfalls ist allen gleich, dass sie bis zu einem Maßstab von 1:1 maximal abbilden können – einige wenige bleiben mit einem Maßsatb von 1:2 etwas darunter. Das heißt, wenn man so nahe wie vom Objektiv aus möglich herangeht, kommt man auf einen Abbildungsmaßstab von 1:1 bezogen auf die Sensorgröße.

Die oben genannten Brennweiten können bei verschiedenen Kameras unterschiedliche Bildausschnitte ergeben. Das liegt daran, dass sich die Brennweiten-Angaben auf das klassische Kleinbildformat der analogen Fotografie beziehen. Die Bilder der Analogfilme maßen damals 24 mm × 36 mm. Bei den digitalen Vollformat-Kameras hat der Sensor in etwa die gleiche Größe wie die Analogfilmbilder. Die meisten digitalen Kameras haben jedoch einen Bildsensor, der kleiner ist als das besagte Analogfilmformat. Viel Spiegelreflexkameras besitzen ein Sensor im APS-C-Format. Bei Systemkameras ist zudem das Micro-Four-Thirt-Format (MFT) verbreitet.

Vereinfacht dargestellt muss man bei diesen sogenannten Crop-Kameras den "Cropfaktor" (bei APS-C 1,5 oder 1,6, bei MFT 2,0) nehmen, und damit die Brennweite des verwendeten Objektivs multiplizieren. Damit wissen Sie dann, mit welcher zum Kleinbildformat vergleichbaren Brennweite Sie fotografieren. Das ist eine kleine rechnerische Spielerei, die Sie nicht unbedingt durchführen müssen. Für die praktische Umsetzung eines Fotos bedeutet es allerdings, dass Sie mit einer Crop-Kamera mit dem gleichen Objektiv nicht so nahe an Ihr Motiv herangehen müssen, um es formatfüllend aufzunehmen wie bei einer Kleinbildkamera. Sie haben also eine scheinbare Brennweitenverlängerung. Scheinbar deshalb, weil das Motiv nicht wirklich größer abgebildet wird, sondern der Rest, der nicht mehr auf das Halbformat passt, abgeschnitten, also "gecropt" wird. Das Halbformat ist somit eine Ausschnittsvergrößerung des Vollformats.

Beispiel: Nutzt man an einer MFT-Kamera ein Objektiv der Brennweite 40 Millimeter, dann sieht der Bildausschnitt so aus, als hätte man ihn bei gleichem Abstand zum Motiv mit einer Kleinbildkamera und einem 80-Millimeter-Objektiv fotografiert.

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus "Grundlagen Tierfotografie", erschienen im humboldt-Verlag

(keh)