Ausfahrt: Suzuki Jimny

Den Suzuki Jimny als SUV zu bezeichnen, wäre ein unverzeihlicher Fauxpas. Er ist viel mehr als das, nämlich ein richtiger Geländewagen mit beachtlichem Talent abseits von Straßen. In all den Jahren ist kernig geblieben, was ihn heute wertvoll macht - eine Ausfahrt belegt dies eindrucksvoll

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Suzuki Jimny
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Marcel Sommer
Inhaltsverzeichnis

Moderne Autos sind in der Regel Allrounder, bei denen der Fahrer über diverse Stellschrauben einiges nach seinem Gusto verändern kann. Ob nun Schaltstrategie, Fahrwerk, Sound oder Gasannahme: Vielfach lassen sich solche Parameter variieren. Der Suzuki Jimny ist von solch weichgespülter Unentschlossenheit weit entfernt, wie eine Ausfahrt zeigt.

Die dritte Generation des Jimny, der in Europa zuvor anders hieß, wird seit 1998 gebaut und wurde seit dem zweimal überarbeitet. Der urwüchsige Kern blieb dabei aber stets erhalten, wobei zur Wahrheit freilich auch gehört, dass er noch nie zu den besonders umgänglichen Typen gehört hat. Auch vor 19 Jahren waren fast alle Neuwagen komfortabler als es der Jimny heute ist.

Ausfahrt: Suzuki Jimny (12 Bilder)

Der Suzuki Jimny ist mit knappen 3,70 Länge und seiner kantigen Form in der Stadt eine wahre Freude, eigentlich ist er aber ein richtiger Geländewagen.
(Bild: Marcel Sommer)

Doch das betagte Konzept hat seine Vorteile. „Ich kann hier ja überall rausschauen!“, freuen sich die Kleinkinder im Fond. Anders als bei modernen Limousinen liegt die Fenster- beziehungsweise Schulterlinie beim Suzuki Jimny ausgesprochen niedrig. Die Verglasung ist sehr großzügig, die Rundumsicht damit besser als in vielen modernen Autos.

Niemand sollte so unfair sein und den Jimny mit einem SUV verwechseln. Er wird fast alle dieser straßenoptimierten Modeerscheinungen abseits befestigter Wege schnell hinter sich lassen – oder ihnen zurück auf die Straße helfen, falls sich ein SUV-Fahrer ins Gelände verirrt haben sollte. Der kleine Suzuki ist als ernsthafter Geländewagen robust, kompakt und vor allem richtig geländetauglich. In der nüchternen und strapazierfähigen Hartplastiklandschaft zeugen die drei Knöpfe für die verschiedenen Antriebsmodi von den handfesten Qualitäten des Jimny. Wählbar sind der Antrieb der Hinterräder, Allradantrieb und Allradantrieb inklusive Geländeuntersetzung. Wobei letztere Variante wohl vermutlich nur Förster und Waldarbeiter öfter mal nutzen werden.

Am meisten Spaß macht der 15.590 Euro teure Winzling bei leicht rutschigem Untergrund im Standardantriebsmodus. Bei deaktivierter Traktionskontrolle kommt das Heck spaßig ins Schwänzeln. Bei ruhiger Fahrweise zwingt das kurz übersetzte Fünfganggetriebe so schnell den nächsten Gang, dass es fast schon lästig wird.

Für 1300 Euro mehr gibt es eine Viergang-Wandlerautomatik. Die schlägt auf dem Papier hinsichtlich der Fahrleistungen mächtig ins Kontor, so braucht der Jimny damit mehr als drei Sekunden länger aus dem Stand auf Tempo 100. Das ist freilich vollkommen an der Sache des Wagens vorbeigedacht, denn erstens ist auch mit Vollgas in dieser Disziplin mit keinem Jimny ein Staat zu machen, zweitens belegt im Prinzip schon der Versuch, dass der Fahrer etwas nicht verstanden hat. Der Jimny ist für Fahrten im Gelände optimiert. Die Automatik ist im dritten Gang so lang übersetzt wie das Schaltgetriebe im fünften Gang. Bei zügiger Fahrt hält sie so die Drehzahl niedriger und ist damit zumindest für jene eine Überlegung wert, die den Geländewagen unbedingt über längere Wege auf Straßen bewegen wollen oder müssen.