B-Note

Fahrbericht: Nissan Micra

In seiner fünften Generation soll der Nissan Micra die Grenzen des B-Segments sprengen und ein automobiler Alleskönner werden, der auch den Nissan Note ersetzt. Bei einer ersten Proberunde kommen allerdings Zweifel auf

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Nissan Micra 24 Bilder
Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

In seiner fünften Generation soll der Nissan Micra die Grenzen des B-Segments sprengen und ein automobiler Alleskönner werden. Er schickt deshalb auch den Note in die Rente. Der praktische Microvan wird zum Herbst diesen Jahres eingestellt. Der neue Micra soll die früheren Note-Käufer erobern. Mit seinem braven Vorgänger hat der neue Micra jedenfalls nichts mehr zu tun. Nissan selbst spricht von „radikaler Micramorphose“. Ob man das modernistisch versickte One-Box-Design mit geschwärzter C-Säule für schwebende Dachanmutung und freiförmig über die Karosserie geschütteten Scheinwerfern für ein Designstück hält oder die Nonkonformismus-Uniform der automobilen Dekadenz, muss der persönliche Geschmack entscheiden. Der neue Micra ist 17 cm länger sowie jeweils 7 cm breiter und flacher als der Vorgänger. Das neue Design macht den Micra sehr unübersichtlich. Beim Blick nach vorne scheint der Wagen wie eine Straßenbahn an der Frontscheibe zu enden. Die Heckscheibe ist nur eine schmale Schießscharte. Und der Blick nach seitlich hinten ist durch eine dicke C-Säule verstellt. Das beeinträchtigt schon den Spurwechsel.

Keine erste Wahl

Folgerichtig ist der Micra der erste Kleinwagen, der mit einer Surround-View-Rückfahrkamera (hier heißt sie „Around View“) angeboten wird. Leider erst ab der zweithöchsten Ausstattungsstufe und selbst dort nur gegen Aufpreis. Beim ersten Platznehmen fielen mir leichte Mängel an der Sitzposition auf. Ich habe nicht besonders lange Beine. Trotzdem stieß ich mit den Knien links und rechts dauerhaft an. Gleich nach dem Losfahren hatte ich das Gefühl, mein Handy vibriert. Es handelte sich aber um die Bässe des Radios, die sich über die Türtafel auf mein Knie übertrugen.

Der Sitz vermittelte mir eine unkonturierte Härte in Verbindung mit wenig atmungsaktiven Kunststoffpolstern. Ich fühlte mich so, als würde ich auf und nicht im Sitz sitzen. Schon jetzt war mir klar, dass der Micra nicht meine erste Wahl für Langstrecken wäre.

Android Auto erst ab Herbst

Das Armaturenbrett ist gefällig und ergonomisch gestaltet. Die Bedienung ist größtenteils selbsterklärend und die Rundinstrumente sind gut ablesbar. Auch der Touchscreen des Multimediasystems lässt sich einfach bedienen und gut ablesen. Leider lässt sich zum Marktstart nur Apple CarPlay nutzen. Das verbreitetere System Android Auto wird erst mit einer neuen Multimedia-Generation im Herbst diesen Jahres kompatibel sein. Nissan versichert zwar, das bisherige System könne dann aktualisiert werden. Aber wie lange das dann dauert und ob das Kosten verursacht, weiß derzeit niemand. Das ist nicht nur ein sehr unbeholfenes Vorgehen, sondern auch eine Unverschämtheit den frühen Micrakäufern gegenüber.

Die Anzeigen und Displays erschienen mir in einem Kia Rio, den ich unlängst fuhr, noch etwas hochwertiger. Das kann aber auch Geschmackssache sein, ebenso wie das ganze Interieur. Verarbeitungs- und Materialqualität des Cockpits sind gut. Insbesondere die farblich abgesetzten Soft-Touch-Elemente quer über den Instrumententräger und unterhalb der Mittelkonsole fühlen sich gut an und schaffen ein wohnliches Ambiente. Besonders gut sehen sie in Kunstleder ab der Ausstattungslinie N-Connecta aus.