Hypersport

Mercedes AMG Project One

„Vom Motorsport in die Serie” ist ein zu Recht umstrittener Begriff. Manchmal gibt es das aber wirklich. Mercedes und sein sportlicher Markenableger AMG wollen große Teil der Antriebstechnik des 2015er Formel-1-Rennwagens in einem „Project One” genannten Auto verwenden

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Von
  • Stefan Grundhoff

„Vom Motorsport in die Serie” ist ein zu Recht umstrittener Begriff. Manchmal gibt es das aber wirklich. Mercedes und sein sportlicher Markenableger AMG wollen große Teil der Antriebstechnik des 2015er Formel-1-Rennwagens in einem „Project One” genannten Auto verwenden, einem Hybridmodell, mit dem die Schwaben ihren 50. Geburtstag offiziell krönen. Sie nennen es „Hypersportwagen”.

Offiziell enthüllt wird er auf der IAA Mitte September. Potenzielle Kunden bekamen die Hülle des Fahrzeugs jedoch bereits am Rande des Genfer Salons im März 2017 gezeigt. Uns ließen die Ingenieure gewissermaßen unter die nach wie vor geheime Karosserie blicken. Angetrieben wird der teuerste Serien-Mercedes aller Zeiten von einem 1,6 Liter großen V6, der von vier Elektromotoren unterstützt wird. Ein elektrisch mit bis zu 80 Kilowatt angetriebener Turbolader schafft bereits Ladedruck, bevor der Motor auch nur einen Hauch Abgas für die Turbine liefern könnte.

Voller Ladedruck ab Leerlaufdrehzahl

Ein Batteriepaket liegt flach hinter der Vorderachse. Leicht erhöht darüber die Leistungselektronik. In Achsebene sind die E-Maschinen fest eingebaut und treiben die Räder über je eine Antriebswelle. Radnabenmotoren wären eine Katastrophe im Hinblick auf die ungefederten Massen und daher gerade in einem Sportwagen völlig fehl am Platz. Pro Rad leisten die Elektromotoren jeweils weitere 120 kW / 163 PS, die aus dem Stand verfügbar sind. Die Gesamtleistung des Mercedes AMG Project One dürfte somit bei rund 1200 PS liegen. Die zu erwartende Höchstgeschwindigkeit: über 370 km/h.

Völlig unüblich für ein Straßenauto ist die Maximaldrehzahl von bis zu 11.000/min. Wer seine Nachbarn mit der zu erwartenden Geräuschentwicklung nicht behelligen möchte, kann elektrisch fahren und so eine Strecke von bis zu 25 Kilometern quasi lautlos zurücklegen. Weitere Fahrprogramme lassen das Hybridfahrzeug nur mit dem Verbrenner oder mit allen Antrieben bewegen.

Schalten kann der Pilot mit einem automatisierten Getriebe, das über acht Schaltstufen verfügt. Für ein Doppelkupplungsgetriebe wären Motordrehzahl und Drehmoment deutlich zu hoch gewesen.

Marktstart für den AMG-Hybrid soll Ende 2018 / Anfang 2019 sein. Doch selbst zu einem erwarteten Verkaufspreis von 2,8 Millionen Euro heißt es schneller als schnell sein. Es sind nur 275 Fahrzeuge geplant. Geld verdienen lässt sich mit dem Hypersportwagen für Daimler sicher nicht, doch hier zählt das Prestige. AMG positioniert sich damit im Kreise von Porsche, Ferrari, Königsegg, Aston Martin, Bugatti und McLaren. (imp)