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Im Test: Seat Ateca 1.0 TSI

Der Kompakt-Klasse droht seit einiger zeit heftige Konkurrenz durch ähnlich große SUV. Bei Seat ist die Verwandtschaft zwischen Leon und Ateca unverkennbar. Wie fährt sich das SUV mit dem 115-PS-Basisbenziner? Ein Test

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Seat Ateca 22 Bilder
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Kürzlich hatten wir einen Seat Leon in der Redaktion – ein angenehm zu fahrendes und ausgewogenes Auto der Kompaktklasse, das ganz nebenbei gezeigt hat, welches Niveau in dieser Klasse inzwischen üblich ist. Viel mehr Auto braucht es im Alltag eigentlich nur selten. Dieser Klasse droht seit einiger heftige Konkurrenz durch ebenso kompakte SUV. Ein Test mit einem Seat Ateca sollte zeigen, wo Vor- und Nachteile liegen. Gewählt haben wir den Basis-Ateca mit dem 115-PS-Dreizylinder, der seine grundsätzlichen Qualitäten schon vor rund zwei Jahren in einem Seat Leon ST bewiesen hat.

Basis: unverkennbar

Der Ateca verleugnet seine Basis an keiner einzigen Stelle: Er gleicht dem Leon optisch viel stärker, als das beispielsweise bei VW Golf und Tiguan der Fall ist. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet, der Testwagen war auch in Bereichen, die man nicht täglich im Blick hat, sehr routiniert zusammengesetzt. Eine Kollege fand die Gestaltung etwas nüchtern, doch funktional hatte niemand etwas Gravierendes zu meckern. Kleinere Mängel gibt es freilich durchaus: Den CD-Player im Handschuhfach haben wir schon öfter thematisiert, die fitzeligen Anzeigen für Tankinhalt und Temperatur des Kühlwassers ebenso.

Die Bedienung klappt auf Anhieb. Selbst der umfangreiche Bordcomputer erfordert keinen Blick in die Anleitung. Das Navigationssystem gehört nicht zur aktuellen Generation. Im Testwagen war die große Ausbaustufe installiert, die hier noch Drehregler für Lautstärke und Kartenzoom bietet. Die Routenberechnung dauert dafür etwas länger als im Leon, der schon das Nachfolgesystem eingebaut hatte. Ein Fahrer hat einen „brauchbaren“ Fahrspurassistenten vermisst. Das löst das neue System besser. Identisch blieb das Soundsystem. Es ist im besten Wortsinn preiswert, allerdings gibt es innerhalb des Volkswagen-Konzerns besseres.

Mehr Platz

Erste Unterschiede zum Leon zeigen sich beim Platzangebot. Vorn ist es mit dem Leon noch vergleichbar, hinten ist im Ateca aber etwas mehr Platz. Das ist erstaunlich, denn der Radstand ist nur 2 mm länger als der des Leon. Doch die Rücksitze sind im SUV einen Hauch höher angebracht, und das macht schon einen Unterschied. Die Sitze selbst sind hinten und erst recht vorn angenehm straff und ausreichend dimensioniert. Im Testwagen waren die mit Alcantara und Stoff bezogen, was dem Interieur einen noblen Touch verlieh.

Beeindruckend ist, was der Kofferraum aufnimmt. Seat gibt 510 Liter an, was für ein Auto mit einer Länge von 4,36 Metern eine ganze Menge ist. Zur Einordnung: Der Leon-Fünftürer ist 4,28 m lang und fasst 380 Liter, beim Kombi sind es 4,55 m und 587 Liter. Wie in den anderen Modellen auch lässt sich der Ladeboden ohne größere Hakelei in der Höhe verstellen. Es sind Kleinigkeiten wie diese, die ein Auto im Alltag angenehm machen, auch wenn man sie bewusst vielleicht nicht wahrnimmt. Deutlich nimmt man dafür die erheblich höhere Ladekante wahr. Einen bequemeren Einstieg und eine niedrige Ladekante lassen sich nun einmal nicht vereinen.

Elastischer Dreier

Wie weit wir in unserer Leistungsgesellschaft gekommen sind, zeigt nicht zuletzt auch das Motorenangebot des Ateca. Früher waren Basismotoren oftmals eine eher freudlose Angelegenheit, die einem die eigene Sparsamkeit beim Autokauf täglich vor Augen führte. Solches dem kleinsten Benziner zu unterstellen, wäre ziemlicher Unsinn. Wie schon im Leon Kombi hinterlässt der 115-PS-Dreizylinder auch im Ateca einen guten Eindruck. Sicher, es mag nicht reichen, um oberhalb von Tempo 160 druckvoll zuzulegen. Doch bis dahin beschleunigt das SUV mit dem kleinen Motor relativ fix. Im Alltag reicht der elastische Bereich von etwa 1500 bis knapp über 5000/min. Wer mag, kann den Ateca auch mit 150 oder 190 PS bestellen, doch bereits mit der kleinen Maschine ist man unserer Ansicht wirklich nicht schlecht bedient. Das sie sich im SUV etwas schwerer tut als im Kombi, ändert daran nichts. Leider gibt es den Dreizylinder nur mit Schaltgetriebe. Immerhin lässt sich dieses auf kurzen Wegen sehr exakt bedienen.