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Fahrbericht: VW Polo 1.0 TSI

Der sechste VW Polo ist ein komplett neues Auto, bleibt sich in seinen grundsätzlichen Tugenden aber treu. Eine erste kurze Ausfahrt zeigt indes, dass er sich von einem billigen Zweitwagen für kurze Strecken weit entfernt hat

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VW 14 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Es ist schon einige Zeit her, da legte ich mit einem aktuellen Opel Corsa eine längere Strecke zurück. Am Ziel angekommen, wurde ich bedauert – eine weite Reise mit einem Kleinwagen müsse ja ziemlich anstrengend sein. In den Köpfen vieler Menschen ist das so vermutlich noch hartnäckig verankert, zumal unsere Ansprüche nicht geringer werden. Doch mit den einstigen Einfach-Autos haben aktuelle Kleinwagen so viel zu tun wie eine Telefonzelle mit einem iPhone 8. Wer nicht gerade ständig vier Hünen transportiert, bekommt in diesem Segment inzwischen Autos, die eher Erst- als Zweitwagen sind. Großer Verzicht ist an kaum noch einer Stelle nötig. Erwartungsgemäß spielt der neue VW Polo in dieser Klasse weit vorn mit, wie eine erste kurze Ausfahrt zeigt.

Zugelegt

Mit 4,05 Metern ist der Polo acht Zentimeter länger als bisher, der Radstand wächst um neun Zentimeter auf 2,55 Meter. Vorne ist genug Platz und man findet schnell eine geeignete Sitzposition. Im Fond sind Bein- und Kopffreiheit nicht fürstlich, aber selbst längere Strecken lassen sich gut bewältigen. Das Kofferraumvolumen wächst um 71 auf 351 Liter. Legt man die Lehnen der Rückbank um, entsteht ein ebener, wenngleich leicht ansteigender Ladeboden.

Stocknüchtern

Im Innenraum ist der Polo stocknüchtern eingerichtet. Sicher, es gibt farbige Einsätze für das Armaturenbrett, doch eine bunte Tischdecke macht aus einer Eckkneipe noch keine Hipster-Bar. Das serienmäßige Kombiinstrument wird in dieser Form gefühlt schon seit mindestens einem Jahrzehnt verbaut, die Regler für die manuelle Klimaanlage ebenso. Beides lässt sich gegen Aufpreis vermeiden. Erstmals gibt es im Polo ein Display, auf dem Drehzahlmesser und Tacho dargestellt werden. Die selbst in der teuren Highline-Linie aufpreispflichtige Klimaautomatik vermeidet mit ihrer Gestaltung den Eindruck, lediglich ein Facelift serviert bekommen zu haben.

Dennoch: In einem brandneuen Auto hätten wir uns auch im Basismodell mehr frische Akzente gewünscht. Funktional aber lässt sich dem Polo nichts vorwerfen. Das Display in der Mittelkonsole ist nun höher angebracht, die Bedienung von fast allem klappt auf Anhieb. Ein gibt nur ein Navigationssystem, das dem etwas weniger überteuerten von zwei Systemen im VW Golf entspricht. Anders als in der teuersten Ausbaustufe dort gibt es im Polo-Navi also weiterhin zwei Drehregler für Lautstärke und Kartenzoom. So geschmeidig die eigentliche Bedienung ist, ganz so problemlos läuft es nicht immer ab: Beim Koppeln des Smartphones ist bisweilen mehr als ein Versuch nötig.