Bügeleisen

Im Test: Porsche 911 Targa 4 GTS

Selten gab es um einen Testwagen so viel Trubel wie um den Porsche 911 Targa - die Marke hat noch immer eine enorme Anziehungskraft. Sich der Faszination eines offenen 911 zu entziehen, ist möglich, aber nicht ganz einfach

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Porsche 911 Targa 4 GTS 18 Bilder
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Meine Nachbarn haben sich daran gewöhnt, dass mein eigenes Auto nur selten vor meiner Tür parkt. Allerdings kommt es nicht oft vor, dass ein Testwagen soviel Aufruhr erzeugt wie der Porsche 911 Targa GTS. Die Marke hat noch immer eine enorme Anziehungskraft auf viele Menschen. Sich der Faszination zu entziehen ist tatsächlich nicht ganz einfach, aber möglich – wenn man nicht zum klassischen Beuteschema dieser Fahrzeuggattung gehört. Es gibt allerdings drei Bereiche, in denen der 911 noch immer eine machtvolle Demonstration des Möglichen ist: Fahrwerk, Bremsen und Antrieb sind herausragend.

Fahrwerk

Vorsicht, Binse: Eine Fahrwerksabstimmung ist immer ein Kompromiss. Letztlich wird es nie gelingen, allen Geschmäckern gerecht zu werden. Verstellbare Dämpfer schaffen mehr Auswahl, doch eine ordentliche Grundabstimmung können sie nicht ersetzen. Die bedeutet aber reichlich Entwicklungsarbeit, in die nicht jeder Hersteller investieren kann oder will. Porsche scheint einen enormen Aufwand betrieben zu haben. Die Kunst besteht nicht etwa darin, ein Fahrwerk knüppelhart zu machen. Damit würde es in unebenen Kurven versetzen und wäre noch dazu unkomfortabel – und ganz nebenbei auch der Traktion nicht förderlich. Den Targa gibt es nicht ohne Allradantrieb, was bei reichlich Leistung vielleicht nicht immer der freudvollste, ganz bestimmt aber der sichere Weg ist.

Der Testwagen war mit 20-Zoll-Felgen und Reifen mit einer 35er-Flankenhöhe bestückt. Viel Gummi zum Federn ist das wahrlich nicht. Umso bemerkenswerter ist, dass der 911 ein Maß an Restkomfort bietet, das ich ihm nicht zugetraut hätte. Er ist eben nicht einfach hart, sondern spricht fein auf kleine Unebenheiten an. Wobei er den Fahrer natürlich niemals im Unklaren lässt, wie es um den baulichen Zustand der Straße bestellt ist.

Das feine Ansprechen von Federung und Dämpfung führt dazu, dass der Targa auf der Straße zu kleben scheint. Der Grenzbereich liegt oberhalb meiner persönlichen Mutgrenze, wobei der Respekt vor Preis und Gewicht eine Rolle gespielt haben mag. Ich möchte einfach nicht in diesem Auto sitzen, wenn es tatsächlich in Rutschen kommt. Einige Kurven auf meiner täglichen Strecke bin ich mit dem 911 so schnell gefahren wie mit keinem Testwagen zuvor, ohne jemals das Gefühl gehabt zu haben, auch nur in die Nähe des Möglichen vorgedrungen zu sein. These: Wer mit dem auf einer trockenen Straße abfliegt, muss es schon heftig übertrieben haben. Wie es bei nasser Straße ist, weiß ich nicht.

Bremsen

Mein Kollege Christian, der diesen Test angeregt hat, kam von der ersten längeren Ausfahrt euphorisiert zurück. Antrieb und Fahrwerk hätten ihm gut gefallen, doch am beeindruckensten sei die Bremse gewesen. Nun muss man dazu wissen, dass er sich sehr viel öfter mit Geschwindigkeiten oberhalb von 200 km/h bewegt als ich, was nicht nur an einem grundsätzlich unterschiedlichen Arbeitsweg liegt, sondern auch an verschiedenen Privatwagen.