Starke Kombi

Vorstellung: Panamera Sport Turismo Turbo S E-Hybrid

Seit diesem Jahr bietet Porsche den Panamera auch als Kombi an. Der bekommt nun die vorerst stärkste Motorisierung ab Werk: Einen Plug-in-Hybridantrieb mit 680 PS und 850 Nm. Er ist sparsam im NEFZ, verdammt schnell und sehr teuer

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Porsche Panamera Sport Turismo Turbo S E-Hybrid 6 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Ausgerechnet bei der Volkswagenmarke Porsche, die nun nicht gerade im Verdacht steht, auf der Einkaufsliste von autokritischen Ökoaktivisten ganz oben zu stehen, tut sich erstaunliches. Im Panamera ist der Dieselantrieb signifikant teurer als der Hybridantrieb. Nun gut, in der Preisklasse kann ein Hersteller seine Preisvorstellung etwas freier gestalten. Dass nun aber das Topmodell des Panamera Kombi, den Porsche etwas verschämt Sport Turismo nennt, ein Plug-in-Hybridantrieb bekommt, ist ein bemerkenswertes Zeichen – auch wenn die Marke mit dieser Idee nicht die erste war.

Kein Mangel

An Leistung herrscht erwartungsgemäß keinerlei Mangel, wobei man sich durchaus fragen darf, wohin das Wettrüsten noch führen darf. Porsche sieht sich, obwohl man inzwischen mehr SUV als Sportwagen baut, schon aus der Geschichte heraus als sportliche Marke. Möglicherweise ist es dieses Selbstverständnis, das dazu führt, immer nach der Krone zu streben, die sich in den stärksten Serienmodellen widerspiegelt. Der aus dem Panamera Turbo S bekannte Achtzylinder leistet unverändert 550 PS. Ihm wird der aus dem geringfügig zahmeren Panamera E-Hybrid bekannte, 100 kW starke Elektromotor hinzugefügt. Die Systemleistung entspricht hier fast der addierten Leistung der beiden Motoren: Porsche verspricht eine Systemleistung von 500 kW (680 PS) und einem Drehmomentmaximum von 850 Nm.

Interessant ist ein genauer Blick auf den Drehmomentverlauf. Eigentlich müsste sich die maximale Drehkraft beider Motoren zwischen 1960 und 2300/min addieren, denn in diesem schmalen Fenster liefern beide gleichzeitig ihr maximales Drehmoment ab. Doch die 770 Nm vom Benziner und die 400 Nm vom E-Motor addieren sich nicht – Porsche begrenzt das maximale Systemdrehmoment aber bei 850 Nm. Vermutlich ist damit die Belastungsgrenze des Getriebes erreicht – der Dieselmotor liefert ebenfalls maximal 850 Nm. Der wurde im August 2017 offenbar still und leise aus dem Panamera-Programm entfernt.

Sparsam dank R 101

Die Werksangaben sind vielversprechend: Der Standardsprint soll in minimal 3,4 Sekunden erledigt sein, die Höchstgeschwindigkeit soll bei 310 km/h liegen. Der Verbrauch im NEFZ liegt bei 3 Litern, was natürlich fern fast jeder Realität liegt. Die Angabe kommt durch die ECE-Norm R 101, die solche Fabelangaben möglich macht. Denn mit ihr ist es möglich, den elektrisch zurückgelegten Anteil hinsichtlich des Verbrauchs komplett auszusparen. Die 49 km elektrische Reichweite des Panamera-Hybrid gehen also mit Null Gramm CO2 in die Verbrauchsbilanz ein.

Wie weit die 14,1 kWh Batterie-Kapazität in der Praxis reichen, muss ein Test zeigen. Große Illusionen sind fehl am Platze, denn der Panamera-Kombi mit Hybridantrieb wiegt leer inklusive 75-kg-Fahrer 2,4 Tonnen. Selbst wer nur im Verkehr mitschwimmt dürfte die Batterie flugs leer haben. Porsche selbst nennt zwischen 25 und 49 km E-Reichweite. Wer sich am unteren Wert orientiert, dürfte der Realität nahe kommen.

Kein Riese

Einen Porsche kauft sich wohl kaum jemand aus praktischen Erwägungen heraus, selbst wenn es ein Kombi ist. Der Panamera ist mit 5,05 Metern noch einen Hauch länger als der Opel Insignia Sports Tourer, Schon mit alleinigem Verbrennungsmotor ist das Platzangebot nicht gerade üppig. Ganze 520 Liter fasst dort der Kofferraum, im Hybridmodell sind es gar nur 425 Liter. Das übertrifft selbst ein Skoda Fabia Combi locker.

Rasende Annäherung

Das Topmodell der Panamera-Reihe ist umfangreich ausgestattet. 21-Zoll-Felgen, jede Menge Assistenten, adaptive Luftfederung, Keramikbremsanlage, „Sport Chrono“-Paket, Lederbezüge und ein Infotainmentsystem mit riesigem Bildschirm sind serienmäßig. Auf den ersten Blick wirkt der Aufpreis gegenüber dem Panamera Turbo Sport Turismo von fast 30.000 Euro selbst in dieser Region etwas übertrieben, doch wer bei der Ausstattung Gleichstand herstellt, nähert sich dem Hybrid-Preis rasend schnell.

(mfz)