Napster schießt übers Ziel hinaus

Napster hat seine Filter verschärft, um den gerichtlichen Auflagen besser nachzukommen - und filtert jetzt zu gut.

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Nachdem die Richterin Marilyn Hall Patel kürzlich die Daumenschrauben angezogen hatte, büßte Napster schon einen großen Teil seiner Fans ein. Die jüngste Verschärfung des Inhaltsfilters führt nun nach einem Bericht des US-Onlinedienstes CNet dazu, dass auch solche Songs aus dem Angebot verschwinden, die von den Musikkonzernen gar nicht angemahnt wurden.

Die Verschärfung wurde durch Tools wie piglatin oder napcameback nötig, die bekannte Songs mit anderen Namen versehen, sodass sie von simplen textvergleichenden Filterregeln nicht mehr erfasst werden. Napsters aktuelle Nutzungsbedingungen verbieten ein solches Vorgehen jetzt ausdrücklich; zuwiderhandelnde User will Napster aussperren. Zum Ärger mancher Nutzer fallen dem übereifrigen Filter nun aber auch Songs zum Opfer, die überhaupt nicht mehr von Plattenfirmen angeboten werden oder keinem Copyright unterliegen. Verbitterte Stimmen schlagen im Forum gar schon vor, den Service komplett einzustellen, da er mit einem solchen Filter schlichtweg nutzlos geworden sei.

Zudem hängt das Weiterbestehen von Napster nach wie vor am seidenen Faden: Noch hat Richterin Patel keine abschließende Entscheidung über das Fortbestehen des beliebten Musiktauschdienstes gefällt. Diese will sie auf die Expertise eines unabhängigen Gutachters stützen, der Napsters Filtermethoden durchleuchten soll. Allerdings steht dafür noch kein Termin fest.

Eine kleine Atempause hat die Richterin Napster immerhin eingeräumt. Sie entschied am Freitag, dass es Aufgabe der Musikindustrie sei, bei der Identifizierung urheberrechtlich geschützter Musikstücke zu helfen. Napster hatte erklärt, es brauche von der Musikindustrie nicht nur einen Song-Namen, sondern zumindest einen Dateinamen zu Identifizierung, um die Auflagen zu erfüllen. Patel gab Napster indirekt Recht, indem sie der Musikindustrie vorwarf, es sich zu leicht zu machen. (ea)