Neo-Röhre

Honda CB 1000 R

Honda hatte ein Jahr lang das Naked Bike CB 1000 R aus dem Programm genommen, was bei den Fans für Unruhe sorgte. Die Nachfolgerin versöhnt beim ersten Anblick, das Design ist eine interessante Mischung aus modernen Formen und klassischen Elementen. Dazu bekam der Vierzylinder 20 PS mehr

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CB 1000 R 15 Bilder
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  • iga
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Manchmal kann ein Schritt zurück auch ein Fortschritt sein. Im Falle des Designs der neuen Honda CB 1000 R trifft dies jedenfalls zu. Der größte Motorradhersteller der Welt präsentiert für die Saison 2018 ein Nachfolgemodell seines Vierzylinder-Naked Bikes, optisch eine hochinteressante Mischung aus modernen Elementen und Retro-Design.

Zeigte die Vorgängerin noch ein recht progressives, aber auch irgendwie beliebiges Design, hat die Entwicklungsabteilung für den 2018er-Jahrgang die Weichen neu gestellt. Dabei hat sich Honda Zeit gelassen, ein ganzes Jahr war die CB 1000 R nicht mehr im Programm. Honda wollte kein weiteres Retro-Bike à la BMW R NineT bauen, bei dem das Design der 1960er Jahre mit einem modernen Motor bestückt wird, sondern eine Neo-Röhre mit Vierzylinder-Sound. Den puristischen Look, der das Motorrad auf das Wesentliche reduziert, nennt Honda „Neo-Sport-Café“-Design. Was nach einer gewagten Mischung klingt, darf im Ergebnis als gelungen gelten.

Freier Blick auf den Motor

Die Entwickler spielen mit den Proportionen und deuten den Klassik-Stil mehr an, als ihn wirklich umzusetzen. Es dominiert der bullige Vierzylinder-Reihenmotor, um den das restliche Motorrad herum gebaut zu sein scheint. Der Blick auf das Aggregat sollte so frei wie möglich bleiben. Vier polierte Krümmer münden in einen – gut versteckten – voluminösen Sammler. Der mächtige Auspuff scheint aus einem großflächigen Stück Metall gemacht, besteht bei näherem Hinsehen aber aus zwei Schalldämpfern übereinander.

Knappes Heck

Im Gegensatz zu einem Krad im Retro-Design will die CB 1000 R ihre Flüssigkeitskühlung nicht verstecken, sondern umrahmt den breiten Kühler auch noch auffällig mit eloxierten Aluminium-Abdeckungen. Darüber stülpt Honda einen mit 16 Litern gar nicht mal so großen Tank, der aber den optischen Schwerpunkt des Bikes nach vorne verlagert. Für die Knie des Fahrers sind deutliche Aussparungen im Tank gelassen, was dem Motorrad eine zusätzliche Dynamik verleiht. Das Heck bildet einen starken Kontrast zur Vorderpartie und fiel minimalistisch aus, es bricht direkt hinter dem knapp bemessenen Soziussitzplatz ab. Selbst das LED-Rücklicht versteckt sich unter der Sitzbank. Für zusätzliche Leichtigkeit sorgt der unverkleidete Heckrahmen. Der Kennzeichenhalter ist an der massiven Einarmschwinge befestigt, so dass zwischen Heck und Hinterreifen sehr viel Luft ist. An Kofferhalter darf man nicht einmal denken.

Rekordverdächtige Angstnippel

Das bis auf den Tank, den es es in unterschiedlichen Lackierungen gibt, ganz in schwarz gehaltene Motorrad setzt Akzente durch silberne Cover am Kühler, vor der Airbox, einem silbernen Streifen am Tank unmittelbar vor der Sitzbank, der Auspuffblende und am Scheinwerferring. Der um 12 Millimeter breitere und 13 Millimeter höhere Lenker mit der wunderschön gefrästen Halterung vermittelt ein Gefühl der Souveränität. Honda betont, dass die Sitzposition jetzt relaxter ausfällt, sie wurde um fünf Millimeter angehoben und die Form der Sitzbank neu gestaltet. Auch die Schräglagenfreiheit scheint gewachsen zu sein, jedenfalls montiert Honda rekordverdächtig lange Angstnippel unter den Fußrasten.

Honda wollte bei der Leistung nicht mehr länger hinter der Konkurrenz zurückbleiben und gab der CB 1000 R zwanzig zusätzliche PS im Vergleich zur Vorgängerin mit. Der Vierzylinder stammt ursprünglich aus dem Superbike Honda Fireblade SC 57, die von 2004 bis 2007 gebaut wurde. Nun wurde er auf besseren Durchzug und viel Drehmoment getrimmt. Das Bohrung-Hub-Verhältnis des Motors wurde mit 75 x 56,5 Millimeter zwar beibehalten, die Verdichtung aber auf 11,6:1 angehoben. Der Hub der Ventile wurde erhöht, der Querschnitt des Drosselklappenkörpers auf 44 Millimeter vergrößert und die Form der Brennräume optimiert. Auch Airbox, Luftzuführung und Luftfilter wurden überarbeitet für eine verbesserte Luftströmung in den Motor.