Geplantes LNG-Terminal auf Kundensuche

Das geplante Importterminal für verflüssigtes Erdgas (LNG) am Standort Brunsbüttel hat einen weiteren Schritt in Richtung auf seine Realisierung getan. Die drei potenziellen Investoren haben ein Verfahren begonnen, um das Marktinteresse zu wecken und den Kundenbedarf zu entwickeln

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Waggon mit LNG

(Bild: VTG)

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Von
  • dpa

Im April 2016 wurde erstmals ein Kesselwaggon mit verflüssigtem Erdgas (LNG) beladen.

(Bild: VTG)

Das geplante Importterminal für verflüssigtes Erdgas (LNG) am Standort Brunsbüttel hat einen weiteren Schritt in Richtung auf seine Realisierung getan. Die drei potenziellen Investoren haben ein Verfahren begonnen, um das Marktinteresse zu wecken und den Kundenbedarf zu entwickeln, wie die German LNG Terminal GmbH in Gründung mitteilte. In den nächsten drei Monaten sollen mögliche Kunden angesprochen und erste Verträge vorbereitet werden. Die Investoren wollen im März 2019 eine endgültige Investitionsentscheidung treffen und bis dahin verbindliche Verträge mit Gashändlern abschließen, die das Terminal nutzen wollen.

Das Importterminal mit einer Kapazität von 220.000 Kubikmetern soll LNG von Tankern aufnehmen, zum Beispiel aus Katar. Das flüssige, Minus 160 Grad kalte Erdgas werde dann entweder wieder in den gasförmigen Zustand umgewandelt und in das allgemeine Gasnetz eingespeist, direkt als Treibstoff an Schiffe und schwere Lkw vermarktet oder mit Binnenschiffen, Kesselwagen und Tanklastern weitertransportiert und verteilt. Hinter dem Plan stehen die Unternehmen Gasunie, Vopak und Oiltanking. Sie wollen nicht selbst mit LNG handeln, sondern stellen den Lagerraum und Dienstleistungen für den Umschlag bereit. Der Kundenkreis wären große Gasunternehmen und Händler.

Sollte das Terminal gebaut werden, würde es Ende 2022 in Betrieb gehen. LNG gilt in der Schifffahrt als Treibstoff der Zukunft und könnte auch die gesamte Gasversorgung Deutschlands unabhängiger von Lieferungen aus Russland machen. Auch andere Standorte an der Nordseeküste bemühen sich um ein LNG-Importterminal, zum Beispiel Wilhelmshaven. Brunsbüttel gilt vor allem wegen seiner Nähe zum Hamburger Hafen, der ortsansässigen Industrie und der Lage am Nord-Ostsee-Kanal mit Exportmöglichkeit in die skandinavischen und baltischen Länder als attraktiver Standort für ein LNG-Terminal.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) nannte die offizielle Gründung eines Joint Ventures der drei potenziellen Investoren einen weiteren Meilenstein für die wichtigste Industrieansiedlung in Schleswig-Holstein in Jahrzehnten. „Mit der gleichzeitig startenden Vorvermarktung des Terminals unterstreichen die Unternehmen eindrucksvoll die Ernsthaftigkeit ihrer Investitionsabsichten.“

Schleswig-Holstein werde die Investoren auch weiterhin kraftvoll auf dem weiteren Weg hin zur endgültigen Investitionsentscheidung unterstützen, sagte Buchholz. LNG könne ein Schlüsselenergieträger für die weiteren Schritte bei der Energiewende werden, besonders durch die Verwendung als Kraftstoff für Schiffe und Lastwagen und damit als Ersatz für Schweröl und Diesel. Gleichzeitig diversifiziere der Industriestandort Deutschland damit seine Gasbezugsquellen und reduziere damit die Abhängigkeit von russischem Pipelinegas, sagte Buchholz. „Insofern hat der Bau eines LNG-Terminals strategische Bedeutung für ganz Deutschland.“ Die Westküste Schleswig-Holsteins werde mit dem LNG-Terminal in ihrer Bedeutung als „Hotspot“ der zukunftsfähigen Energiewirtschaft enorm gestärkt. (mfz)