Bessere Fotos mit dem iPhone – 50 Tipps zu Bearbeitung, Aufnahme und Motivwahl

Mit der iPhone-Kamera kann man oft ebenso gute Fotos wie mit teuren Spiegelreflex-Kameras schießen. Mit unseren Tipps bewältigen Sie schwierige Situationen wie Gegenlicht oder Dunkelheit und setzen Menschen sowie andere Motive professionell in Szene – vieles davon mit Bordmitteln.

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iPhone als Kamera
Lesezeit: 40 Min.
Von
  • Jeremias Radke
Inhaltsverzeichnis

iOS bietet zwei Wege, die Kamera-App selbst bei gesperrtem iPhone zu aktivieren – beim iPhone X sind es sogar drei. Im Sperrbildschirm gelangt man mit einem einfachen Wisch vom rechten Bildschirmrand nach links in den Foto-Modus, das klappt auch gut ohne hinzuschauen schon beim Aus-der-Hosentasche-ziehen. Beim iPhone X können Sie alternativ auf das Kamera-Icon rechts unten drücken – fest wohlgemerkt.

Alternativ können Sie das Kontrollzentrum von unten (oder beim iPhone X von rechts oben) ins Bild wischen und dort das Kamera-Icon auswählen.

Auf aus dem App Store geladene Kamera-Apps kann man leider nicht ganz so fix zugreifen. Immerhin bringen einige Apps Widgets mit. Dann genügt ein Wisch vom linken Bildschirmrand nach rechts und ein Fingertipp auf den entsprechenden Button des Widgets, um die App zu starten. Entsperren muss man das iPhone vor der Nutzung in diesem Fall allerdings trotzdem noch.

Zwar besitzen iPhone 6 Plus und 6s Plus sowie alles darauf folgenden iPhone-Modelle einen integrierten Bildstabilisator, der längere Belichtungszeiten ohne Verwackelungen ermöglicht, doch auch der stößt irgendwann an Grenzen. Um bei schummrigem Licht Verwackelungen zu unterbinden, sollten Sie sich irgendwo anlehnen oder abstützen.

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Vermeiden Sie unbedingt verkrampfte Körperhaltungen und drücken Sie die Ellbogen an den Körper. Halb ausgeatmet steht Ihr Oberkörper zudem unter weniger Spannung, als wenn Sie vor dem Auslösen tief einatmen und dann die Luft anhalten. Eine Hülle verbessert oft die Griffigkeit, man greift das iPhone dann automatisch weniger angestrengt. Einige Foto-Apps wie ProCamera oder Camera+ lösen auf Wunsch erst dann aus, wenn die Eigenbewegungen des Fotografen unter eine bestimmte Schwelle fallen.

Alle iPhones sind mit einem Weitwinkelobjektiv ausgestattet, dessen Bildwinkel dem eines 28-mm-Kleinbildobjektivs entspricht. Das ist prima für Gruppenfotos auch in beengten Räumen oder für Landschaftsaufnahmen. Weniger gut eignet es sich etwa für Porträts aus der Nähe, da es Proportionen verzerrt und etwa die Nase einer Person zu groß erscheinen lässt.

Behelfen kann man sich mit dem digitalen Zoom, der (außer beim iPhone 7 Plus, iPhone 8 Plus und iPhone X) maximal die fünffache Vergrößerung des Motives und somit mehr Aufnahmeabstand erlaubt. Sie aktivieren ihn durch Spreizen der Finger auf dem Vorschaubild. Schon ab zweifacher Vergrößerung nehmen die Gesichtsproportionen wieder normale Züge an.

Der Digitalzoom macht allerdings nichts anderes, als vom Rand des Bildes etwas wegzuschneiden. Zwar haben die gezoomten Fotos dieselbe Auflösung wie unvergrößerte Aufnahmen, zeigen aber weniger Details. Die fehlenden Pixel rechnet das iPhone einfach hinzu. Einzige Ausnahmen: iPhone 7 Plus, iPhone 8 Plus und iPhone X vergrößern mit Hilfe eines zweiten Objektivs verlustfrei um das Doppelte – der Bildausschnitt entspricht dann einer klassischen Normalbrennweite mit knapp 50 Millimetern im Kleinbildformat. Dazu tippt man auf den mit „1x“ beschrifteten Knopf oder wählt gleich den Porträt-Modus, der nur in Verbindung mit der langen Brennweite zur Verfügung steht.

Aufnahmen aus Augenhöhe kennt jeder. Spannender wirken oft solche Bilder, die das Geschehen aus erhöhter Position (Vogelperspektive) oder von unten (Froschperspektive) zeigen. Unpraktisch dabei: Das iPhone-Display lässt sich dann nur schwer einsehen.

Kontrolliert man den Bildausschnitt hingegen mit der Apple Watch, muss man sich weder auf den Boden legen, noch eine Leiter mitschleppen.

Dabei platziert man das iPhone auf einem Stativ, auf einer ebenen Unterlage oder lässt es von einem Bekannten halten – sofern ausreichend kurze Verschlusszeiten möglich sind.

Durch Antippen des Vorschaubildes stellt man das abzubildende Motiv scharf. Wer mag, zoomt es durch Drehen an der digitalen Krone. Starkes, langes Drücken des Watch-Displays öffnet ein kleines Menü, über das man zwischen Haupt- und Frontkamera wechselt, den Blitz zu- und abschaltet, HDR- oder Live-Modus aktiviert. Mit watchOS 4 können Sie auf diese Weise auch Videoaufnahmen des iPhones fernsteuern.

Gegen Verwackelungen hilft zwar, das iPhone irgendwo abzustellen oder auf einem Stativ zu montieren. Doch selbst dann kann das Auslösen per Fingertipp das Gerät in Bewegung versetzen. Abhilfe schafft eine Fernbedienung. Dazu eignet sich ein normales Kabel-Headset mit Lautstärketasten. Durch Drücken der Plus-Taste am Ohrhörerkabel löst man die Aufnahme aus. Viele Hersteller von Selfie-Sticks, iPhone-Griffen oder Panorama-Stativköpfen legen Bluetooth-Fernbedienungen bei. Die kann man auch allein mit dem iPhone nutzen.

(Bild: Jeremias Radke)

Alternativ bleibt Ihnen der Selbstauslöser: Tippen Sie in Apples Kamera-App das Icon mit dem Timer-Symbol rechts oben und wählen dann, ob die Aufnahme eigenständig nach drei oder erst zehn Sekunden ausgelöst werden soll.

Gerät die Belichtung unausgewogen, muss man manuell nachbessern. Dazu wählen Sie zunächst per Fingertipp das zu fokussierende Motiv aus. Anschließend wischen Sie – ohne zuvor den Finger vom Display zu nehmen – entweder nach oben, um das Bild aufzuhellen, oder nach unten, um es abzudunkeln. Sobald Sie erneut scharfstellen, müssen Sie auch die Belichtungskorrektur wiederholen.

Live-Fotos unterstützen nur iPhones ab dem 6s. Wer ein älteres Gerät hat, kann sich mit der kostenlosen App Microsoft Pix behelfen. Die Kamera-App nimmt kontinuierlich Bilder auf und wählt nach dem Auslösen das beste aus. Bei geeigneten Motiven setzt sie die Serienbilder zu einem kurzen Video zusammen.

Panoramafotos beherrscht das iPhone schon länger. Das Problem: Für gelungene Panoramen muss man das iPhone mit gleichmäßiger Geschwindigkeit ohne Abweichung nach oben oder unten (beziehungsweise rechts oder links) bewegen. Fehler bemängelt die App zwar nicht, dafür sieht man diese später im Bild.

(Bild: Jeremias Radke)

Einfacher gelingt die Rundumaufnahme, wenn man das iPhone hochkant in eine leere Tasse stellt und mit zwei Fingern vorsichtig darin dreht. So bricht das iPhone in keine Richtung aus und man kann sich besser darauf konzentrieren, die Bewegung gleichmäßig auszuführen. 360-Grad-Panoramen, wie sie inzwischen häufiger etwa auf Facebook zu sehen sind, kann man damit aber nicht machen. Dafür braucht es Spezialkameras (siehe Mac & i Heft 6/2016, Seite 106).

Für jeden Autofokus sind sich bewegende Motive eine Herausforderung. Die Zahl falsch fokussierter Bilder lässt sich manchmal drastisch reduzieren, indem man zunächst einen Punkt fokussiert, der in der Bewegungsebene des Motivs liegt. Dann hält man diesen Punkt so lange gedrückt, bis das Fokusfeld größer wird und die Anzeige „AE/AF-Sperre“ erscheint. Sowohl Autofokus als auch Belichtung sind dann fixiert und ändern sich nicht mehr. Erst ein erneutes Tippen ins Vorschaubild hebt die Sperre wieder auf. Optional korrigiert man nun noch die Belichtung wie unter „Belichtungskorrektur nutzen“. Passt alles, kann man beliebig viele Fotos in Folge schießen, ohne dass der Autofokus dazwischenfunkt.

Viele Fotos haben eines gemeinsam: Hauptmotiv und Horizont dominieren die Bildmitte. Gut wirkt die zentrische Anordnung allerdings meist nur, wenn sie mit Symmetrien spielt. In allen anderen Fällen stellen Sie Harmonie im Bild durch eine leicht versetzte Bildaufteilung her. Nach den Regeln des goldenen Schnittes teilt man dazu etwa das Bild in zwei ungleiche Teile im Verhältnis von 1,618 oder – in der Praxis einfacher umzusetzen – im Verhältnis von 5 zu 3.

(Bild: Jeremias Radke)

Dieser Teiler ist sowohl für die horizontale als auch für die vertikale Anordnung im Bild relevant. Im Idealfall befindet sich das Zentrum des Objekts, im Schnittpunkt der durch die Aufteilung entstandenen Linien. Die App ProCamera blendet dem goldenen Schnitt entsprechende Hilfslinien ein.

Fast ebenso ausdrucksstark ist die Bildeinteilung nach der Drittelregel, bei der es sich um eine starke Vereinfachung des goldenen Schnittes handelt. Anstatt das Bild nach einem krummen Wert in neun Bereiche zu unterteilen, drittelt man es horizontal wie vertikal. Richten Sie daran ihre Motive aus. Kompaktere Objekte platzieren Sie auf den Schnittpunkten. Hilfslinien gemäß der Drittelregel lassen sich über die iOS-Einstellungen auch in der vorinstallierten Kamera-App einblenden.