Werttransporter

40 Jahre Mercedes S123 T-Modell

Auf der IAA im September 1977 enthüllte Mercedes-Benz die T-Modelle der Baureihe 123. Das war eine Sensation. Die Sternenmarke veränderte damit nachhaltig die Automobillandschaft in Europa. Mercedes-Benz holte den Kombi aus der Schmuddelecke

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Mercedes S123 21 Bilder
Lesezeit: 16 Min.
Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

Vor ziemlich genau 40 Jahren, im April 1978, lief die Produktion des ersten T-Modells im Mercedes-Werk Bremen an. Der S123 war die Kombiversion der bis heute erfolgreichsten Mercedes-Baureihe. Einige Kunden mussten zeitweise bis zu zwei Jahre auf ihren 123er warten, da die Produktionskapazitäten in ungeahnter Geschwindigkeit leergekauft wurden. Auch freche Preiserhöhungen konnten den Boom der Baureihe 123 nicht stoppen. Die Kombiversion trug ihren Teil zum großartigen Erfolg bei. Mit ihr schuf Mercedes den Lifestyle-Kombi noch bevor es diesen Begriff gab. Die Daimler-Ingenieure holten den Kombi aus der Schmuddelecke in die Glamourzone. Lediglich Ausnahmen wie ein Ford Granada Turnier mit V6-Motor hatten bisher etwas Luxus in den Kombi gebracht.

Sensation

Auf der IAA im September 1977 enthüllte Mercedes-Benz die T-Modelle der Baureihe 123. Das war eine Sensation. Die Sternenmarke veränderte damit nachhaltig die Automobillandschaft in Europa. Grundsätzlich waren zwar Kombis überhaupt nichts Neues. Die Caravans von Opel, Turniers von Ford und Variants von VW gehörten schon seit zehn, 20 Jahren zu handwerklichen Kleinbetrieben. Die intern S123 genannte Variante der mittleren Baureihe war noch nicht einmal der erste Kombi im Mercedes-Programm. Schon zehn Jahre früher hatte Mercedes Kombinationskraftwagen auf Basis der Heckflossenmodelle W110 und W111 im Programm. Sie hatten den Namenszusatz „Universal“, übrigens wie ab 1965 die Kombiversion des Trabant 601. Die Heckflossenkombis wurden bei der belgischen Karosseriebaufirma IMA hergestellt.

Stationswagen

Die Universalversionen von 200, 200 D, 230 und 230 S standen jedoch nur kurzzeitig 1966 und 1967 in der Preisliste. Nach 2754 Einheiten wurde die Produktion wieder eingestellt. Danach geriet IMA in finanzielle Schieflage und ging 1968 pleite. Bis Ende der 1970er-Jahre waren Kombinationskraftwagen so glamourös wie Baustellenfahrzeuge oder die Paketfahrzeuge der Post. Sie dienten Handwerkern und Kleingewerbetreibenden als Firmenwagen, die sich kein standesgemäßes Auto für den Privatgebrauch leisten konnten. Der neue Mercedes im Jahr 1977 war da gänzlich anders. Er war ja auch kein Kombi, sondern laut Preisliste eine „T-Limousine“. Von Anfang an gebräuchlicher war der Name „T-Modell“. Das „T“ stand für „Transport und Touristik“ und hatte sich gegen das traditionelle „U“ für „Universal“ ebenso durchgesetzt wie gegen „K“ für „Kombi“ und „St“ für „Stationswagen“. Das „S“ in den internen Baureihenkürzeln für die Mercedes-Kombis steht heute immer noch für „Stationswagen“. In diesem Fall sprechen wir also vom „S123“.

Nicht für Farbkübel

Der Vorstand war zunächst skeptisch gewesen. Er hatte sich lange vor der Serienfreigabe gescheut. Die sportliche Positionierung scheint heute angesichts der Fahrleistungen, vom Topmodell 280 TE abgesehen, mutig. Das T-Modell wurde mit teuren Fahrrädern auf entsprechenden Trägern und familienfreundlichen Dachboxen präsentiert. Das sollte deutlich machen, dass der mit hochwertigem Teppich, optional sogar Velours, ausgeschlagene Gepäckraum nicht für Farbkübel oder Blumenerde gedacht war.

Das T-Modell hat den gleichen Radstand wie die Limousine und ist auch kaum länger als diese. Trotzdem schluckt das Heck schon in Normalstellung der Fondsitze ein Ladevolumen von 523 Litern bis zur Unterkante der Heckscheibe. Bei umgeklappter hinterer Sitzbank erweitert sich der Stauraum auf 879 Liter bis zur Fensterunterkante. Eine serienmäßige, hydropneumatische Niveauregulierung an der Hinterachse ermöglichte hohen Fahrkomfort unabhängig vom Gewicht der Zuladung, das bei dem rund 1500 Kilogramm schweren T-Modell bis zu 45 Prozent des Leergewichts beträgt.

Anfällige Niveauregulierung

Leider ist diese Niveauregulierung heute eine technische Achillesferse des S 123. Viele alte T-Modelle gingen im Alter hinten in die Knie, weil sich die teure Reparatur nicht mehr lohnte - inzwischen sieht die Marktlage etwas anders aus. Für gut 500 Mark Aufpreis war ab 1979 eine Ausstattung mit 15-Zoll-Rädern, anderen Federn und Stoßdämpfern sowie einem stärkeren Bremskraftverstärker möglich. Damit stieg die Zuladung des T-Modells von serienmäßigen 560 Kilogramm auf 700 Kilogramm. Im Jahr 1984 kostete diese Zusatzausstattung bereits 640 DM.