Tiefstapler

Neue Enduro BMW F 750 GS

Die BMW F 750 ist nur vermeintlich die kleinere der beiden neuen Reihenzweizylinder-Enduros. In Wahrheit haben F 750 und F 850 identische Hubräume, nur ihre Leistung ist unterschiedlich. Die F 750 GS ist wesentlich moderner und dynamischer konzipiert als ihre Vorgängerin

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BMW F 750 GS 15 Bilder
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  • iga
Inhaltsverzeichnis

Es passiert selten, dass ein Motorradhersteller bei der Modellbezeichnung mit der Hubraumangabe untertreibt. In den allermeisten Fällen wird auf den nächsten Hunderter aufgerundet, aber BMW tauft die kleinere der beiden neuen Zweizylinder-Enduros F 750 GS. Dabei besitzt sie stramme 853 Kubikzentimeter. Der Grund: Sie soll den Respektabstand zur vermeintlich größeren Schwester F 850 GS bewahren, dabei verfügen beide über denselben Hubraum. Die Sache hat Tradition, schon ihre Vorgängerin F 700 GS hatte in Wahrheit den 798-cm3-Motor wie die F 800 GS.

Komplett neu gezeichnet

Ansonsten ist aber alles neu an der F 750 GS. Design, Fahrwerk und Antrieb entstanden auf dem vielbemühten „leeren Blatt Papier“. Natürlich sollte eine gewisse Ähnlichkeit zur 700er erhalten bleiben, aber sie wirkt jetzt deutlich dynamischer und moderner, wobei der BMW-typische Entenschnabel unterhalb des Scheinwerfers erhalten blieb. Technisch geht sie neue Wege, statt eines Gitterrohrramnes kommt ein Brückenrahmen mit Stahlprofilen in Schalenbauweise zum Einsatz, der eine höhere Torsionssteifigkeit besitzt.

Der Tank wanderte zurück über den Motor zwischen Sitzbank und Lenkkopf, bisher hatte BMW ihn unter der Sitzbank gelagert. Das war nicht nur ungünstig für die Gewichtsverteilung, sondern führte auch regelmäßig zu Benzin-Schlabbereien auf der Sitzbank und entsprechend miefenden Hosen. Jetzt gibt es sogar einen kleinen Stauraum unter der Bank. Die Entwickler verzichteten beim Rahmen bewusst auf Aluminium, um den Anforderungen im Gelände gerecht zu werden, und so besteht auch der angeschraubte Heckrahmen aus Stahl.

Mehr Stabilität

Die Abstimmung der Fahrwerksgeometrie ging nun mehr in Richtung Stabilität als Handlichkeit, so ist der Lenkkopfwinkel mit 63 Grad um ein Grad flacher und der Nachlauf mit 104 Millimeter um gleich neun Millimeter länger als bei der F 700 GS. Das Vorderrad der F 750 GS wird – im Gegensatz zur F 850 GS – von einer konventionellen Telegabel und nicht einer Upside-down-Gabel geführt, hier zeigen sich die Sparmaßnahmen, um die 750er preislich tiefer positionieren zu können. Die Federwege schrumpften im Vergleich zur 700er vorne leicht auf 151 Millimeter, dafür gibt es etwas mehr für das hintere Federbein mit 177 Millimeter.

Die Vorspannung kann hinten hydraulisch eingestellt werden – es sei denn, man zahlt den Aufpreis von 450 Euro für das semiaktive Fahrwerk ESA. Dann können elektronisch per Knopfdruck für das Federbein die Dämpfungsstufen „Road“, „Dynamic“ und „Enduro“ sowie die Beladungszustände „Fahrer“, „Fahrer/Beifahrer“ und „Fahrer/Gepäck“ vorgewählt werden. Der Fahrer thront in 815 Millimeter Höhe, was für eine Reiseenduro ziemlich tief ist. Per niedrigerer Sitzbank und Tieferlegung des Fahrwerks (beides aufpreispflichtig) können sogar 770 Millimeter Sitzhöhe für Kurzbeinige erreicht werden.

Mäßige Leistungserhöhung

Der neue Reihenzweizylinder hat kaum noch etwas mit dem Vorgängerantrieb zu tun. Der nun wieder von BMW konstruierte Motor hat ungewöhnlicherweise einen Hubzapfenversatz von 90 Grad und verzichtet auf den bislang zum Massenausgleich verwendeten Ausgleichspleuel, stattdessen kommen nun zwei Ausgleichswellen zum Einsatz. Zwei obenliegende Nockenwellen treiben über Schlepphebel vier Ventile pro Zylinder an. Produziert wird der Motor für BMW von Loncin in China. In der F 750 GS leistet der 853-cm3-Motor 77 PS. Das sind gerade mal zwei PS mehr als bisher und 22 PS weniger als die F 850 GS produziert. In Sachen Drehmoment kann sie mit 83 immerhin sechs Nm mehr Drehkraft vorweisen als die alte 700er.