Klassiker: Maserati Merak

Citroën versuchte einst, Maserati per (heute obligatem) Baukastenprinzip in die Erfolgsspur zu hieven. Das Auto dazu hieß Maserati Merak. Der Plan ging derartig daneben, dass Citroën schon 1975 die Marke weiterverkaufte. Für umgerechnet 155 Euro

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Maserati Merak
Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Bernd Kirchhahn
Inhaltsverzeichnis

Betriebswirtschaft war ein Hexenwerk. Vor allem am Anfang der 1970er Jahre. Vor allem in der Automobilwirtschaft. Vor allem in Italien. Und so präsentierte Citroën, denen damals die bereits legendäre Marke Maserati gehörte, den Italienern ihren Plan mehr Geld zu verdienen, indem man mehr Autos verkaufen würde. Gebaut mit schon vorhandener Technik und bewährten Teilen. Das passende Auto zu diesem Baukastenprinzip hieß Maserati Merak. Der Plan ging derartig daneben, dass Citroën schon 1975 die Marke weiterverkaufte. Für umgerechnet 155 Euro.

155 Euro. Dafür gibt es heute eine Tankfüllung für den Maserati Levante. Oder automatisch abblendende Außenspiegel für den Ghibli (exklusive Steuern und auch nur, wenn man gut verhandelt). 1975 bekam DeTomaso dafür die ganze Marke von Citroën. Es war der Tiefpunkt einer traditionsreichen, ja bereits legendären Marke.

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Der Maserati Merak war der kleine Bruder des Bora, der wiederum der sportliche Bruder des Citroën SM war. Was kann da schon schief gehen?
(Bild: alle: Maserati)

Denn die Marke Maserati, das war in Italien das Sinnbild für selbstgemachten Erfolg. Über die Entstehung des Mythos wurden Bücher geschrieben. Die Kurzform ist, dass Rodolfo und Carolina Maserati zwischen 1881 und 1898 insgesamt sieben Söhne geschenkt wurden. Der erste, Alfieri Maserati, der 1885 zur Welt kam, verstarb nach wenigen Monaten. Mario wurde Maler. Die restlichen fünf – Carlo, Bindo, Alfieri (der zweite, 1887 geboren), Ettore und Ernesto – ergriffen allesamt technische Berufe und sollten zur vielleicht edelsten Zunft italienischen Automobilbaus heranwachsen.

Es ist eine Familiensaga voller Flug- und Rennmotoren, Motorsport-Hochs und -Tiefs, Unfällen und Siegen, Niederlagen und Legenden. An deren Anfang steht die Eröffnung einer kleinen Werkstatt. Ein Jahr, das Maserati gerne als Gründungsdatum angibt, obwohl die Jungs damals weit davon entfernt waren eigene Autos zu bauen. Der große Knackpunkt war, dass SA Autocostruzioni Diatto 1925 das Geld ausging, um weiterhin zusammen mit den Maserati-Brüdern Rennautos zu bauen. Die nahmen daraufhin ihren selbst entwickelten Motor mit, gründeten „Officini Alfieri Maserati S.p.A.“ und traten fortan mit eigenen Fahrzeugen an.

Und das erfolgreich. Höhepunkte waren sicherlich die Siegesserie auf der Targa Florio. Das italienische Prestigerennen ging 1937 bis 1940 an Maserati. 1956 wurde Stirling Moss in einem Maserati 250 S Vizeweltmeister und diktierte den Journalisten in die Blöcke, dass er zwei Marken kenne, die italienische Automobilbaukunst beherrschen würden. Ferrari und Maserati. Und wie um Moss zu bestätigen holte Juan Manuel Fangio ein Jahr darauf den Weltmeistertitel auf Maserati.

Um den ganzen Zirkus finanzieren zu können, fing Maserati in den 1950ern an Straßenfahrzeuge zu bauen. Und auch das mit Erfolg. 3500 GT, 5000 GT, Quattroporte, Mistral und Ghibli trugen aus heutiger Sicht allesamt zur Legendenbildung bei. Aber nicht zur Gewinnbildung.